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Grohmann .:. Die Vegetarier-Ansiedlung in Ascona

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Grohmann, Adolf Arthur, Die Vegetarier-Ansiedlung in Ascona und die sogenannten Naturmenschen im Tessin. Referate und Skizzen. Ascona 1997.
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Beschreibung
Grohmann, Adolf Arthur,
Die Vegetarier-Ansiedlung in Ascona und die sogenannten Naturmenschen im Tessin. Referate und Skizzen. Ascona: Ed. della Rondine, 1997. 63, [5] Seiten mit Abbildungen. Broschur mit Fadenheftung. 208 x 147 mm. 110 g
* Faksimile-Neudruck der Erstausgabe Halle, Marhold, 1904. Herausgegeben mit Anmerkungen und Nachwort von Hanspeter Manz.
Bestell-Nr.158140
Grohmann | Helvetica | Schweiz | Ticinensia | Monte Verita | Reformbewegungen

NACHWORT Noch vor der legendären, frühen Monte Verità-Schrift von Ida Hofmann-Oedenkoven über "Vegetabilismus - Vegetarismus" (Ascona 1905) erschien im Frühjahr 1904 in Halle / Saale das hier erstmals seit fast 100 Jahren wieder vorliegende Bändchen. Heute ist diese Arbeit die erste nachgewiesene Publikation über den Monte Veritä und seine Lebensreformer überhaupt.

Nur wenige hundert Exemplare dürfte damals der Verlag Carl Marhold gedruckt haben, mutmaßlich auf Kosten des Verfassers, worauf auch der billige, flugschriftartige Charakter des Originals hinweist. Inzwischen ist Grobmanns Schrift zu einem Rarissimum geworden. Nach unseren Recherchen gelangte zumindest in den letzten 20 Jahren kein einziges Exemplar in den Handel. Durch einen Zufall entdeckte ich kürzlich in der Zürcher Zentralbibliothek ein reichlich ramponiertes, von Flecken und Stempeln entstelltes Stück. Im Format zwecks besserer Lesbarkeit etwas vergrößert und technisch aufbereitet, wird diese seltene Schrift dem Leser nun wieder zugänglich gemacht und damit vor dem endgültigen Vergessen bewahrt.

Die Lebensgeschichte des Verfassers Adolf Arthur Grohmann ist beinahe so abenteuerlich wie der alternative Gegenstand seiner Betrachtungen selbst. Er wurde am 18. 2. 1856 in Wien geboren. Von Haus aus Feldmesser, studierte er (teilweise in Zürich) Ingenieurwissenschaften und lebte zwischen 1877/79 und 1882/88 in Mexiko. In diesen Jahren heiratete er Matilde Haase von Mirador. 1889 kehrte Grobmann mit seiner Familie nach Europa zurück und ließ sich vorerst in Wollishofen und Zollikon, sodann in Zürich nieder. Laut den offiziellen Adreßbüchern sowie den Protokollen seiner 1898 erfolgten Einbürgerung, fungierte er wechselseitig als Rentner, Gemüsegärtner, Feldmesser oder Ingenieur. Auch soll Grohmann in Zürich eine private Nervenklinik begründet und auch als deren Direktor gewirkt haben (siehe "Deutsches Literaturlexikon" von Kosch, 3. Auflage). Hierfür war jedoch trotz intensiver Nachforschungen kein Beleg beizubringen. Fest steht aufgrund seiner Publikationen eine beinahe obsessive Beschäftigung mit Nervenheilkunde und Psychiatrie. Nach seiner Einbürgerung wohnte Grobmann zunächst an der Hegibachstraße, bis zu seinem Tode dann an der oberen Forchstraße, wobei er an beiden Wohnorten eine Gemüsegärtnerei betrieben hat. Seiner Ehe mit Matilde Haase entsprossen vier Kinder. Ein Sohn ging als Elektroingenieur nach Frankfurt / Main, während ein anderer sich als Handelslehrer in Wattwil / Toggenburg niederließ. Laut amtlichen Dokumenten lebte Grohmann in den Jahren 1902/03 in Ascona. Seine Schrift ist also die Frucht einer intensiven Auseinandersetzung mit den frühen Lebensreformern am Monte Veritä. Nach längerer Krankheit verstarb er am 28. 11. 1908 und wurde auf dem Zentralfriedhof in Sihlfeld beigesetzt. Seine Witwe, die wenig später nach Deutschland übersiedelte, scheint ihn um beinahe zwanzig Jahre überlebt zu haben. Grohmanns früher Erlebnisbericht vom legendären "Berg der Wahrheit" atmet, wie Szeemann zurecht bemerkt, eine hohe Lebendigkeit. Der Ton dieses Berichtes ist getragen, von einer ungewöhnlichen, inneren Übereinstimmung des Autors mit den Idealen des Kreises um Ida Hofmann und Henri Oedenkoven. Dem landläufigen Unverständnis der meisten Zeitgenossen für utopische Bewegungen enthoben, hat Grohmann das lebensreformerische AsconaModell auf Anhieb richtig erkannt. Die hautnahe Charakterisierung der einzelnen Gründerfiguren und ihrer Intentionen nimmt im Kern bereits alle (weitaus später verfaßten) Wertungen vorweg, wie sie sich bei Robert Landmann, beim mehr als popularisierenden Curt Riess und schließlich bei Harald Szeemann, dem verdienten Kulturarchäologen des Berges, finden.

Besonders interessant sind die in der originalen Orthographie wiedergegebenen Schriftpassagen von Hofmann / Oedenkoven. In ihrer sprachreformerischen Radikalität haben diese ersten Alternativen des Berges eigentlich jene Rechtschreibreform vorweggenommen, die zur Zeit die deutsche Sprach- und Schulszene revolutioniert. Die bereits Jahrzehnte vor dem langsamen Erwachen einer ökologischen Alternativbewegung verfaßte Schrift liest sich aus heutiger Sicht ungemein vorausschauend. Grohmanns lebendige Frühchronik ist jenem utopischen Phänomen adäquat, das sich der Verfasser zum Gegenstand der Beobachtung genommen hat. So wirkt für einmal eine kulturhistorische Rarität ebenso lebendig und aktuell, wie im Jahr ihres Ersterscheinens.

Hanspeter Manz
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