Serge, Victor [eigentlich Wiktor Lwowitsch Kibaltschitsch],
Eroberte Stadt. Frankfurt: Verlag Freie Gesellschaft, 1977. 181 Seiten. Broschiert. 205 x 146 mm.
* Originaltitel: Ville conquise; aus dem Französischen von H.-P. Weiss.
Bestell-Nr.160856 | ISBN: 3-88215-007-6 | 978-3-88215-007-0
Serge |
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Russland |
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Anarchismus |
Revolution
Petrograd 1919: die Revolution hat gesiegt, das russische Proletariat hat die Macht erobert.
Während der Schwerpunkt in Serges vorangegangenen Roman "Geburt unserer Macht" auf der Erwartung der Revolution und der Frage lag: "KÖNNEN wir die Macht übernehmen?" verschiebt er sich in diesem Schlüsselroman in er schreckender Weise auf die Frage "Was wird aus uns, wenn wir die Macht haben?"
Die wachsenden Schwierigkeiten: Hungersnöte, Seuchen, Schwarzhandel, Kriegsfront, Kampf im eigenen Land gegen Weiße und Grüne, Korruption und ständige Angst vor Spitzeln zeigen, daß die Bolschewiki den Problemen nicht gewachsen sind. Der Inhalt des Romans ist die Beantwortung der Frage, wohin Macht - trotz guter Absichten - führen kann, wenn sie zentralistisch geleitet wird. Und so beschreibt Serge denn auch sehr differenziert, wie aus redlichen Revolutionären, die über jedes Problem diskutieren und Klärung erhalten wollen, Personen werden, die gegen ihre eigene Überzeugung handeln und engstirnig nur noch dem Schlagwort folgen: "Wenn wir nur noch bis zum Frühjahr durchhalten." Diesem Ziel wird rückhaltlos geopfert und es ergibt sich daraus zwangsläufig, daß autonome Bewegungen abgewürgt und die besten Leute aus den eigenen Reihen liquidiert werden: eine Büro kratie schwingt sich zur Herrschaft auf, in der sich sogar unter dem Zaren altgediente Leute gute Positionen erobern können: - der Bürgerkrieg wird gewonnen, - die Revolution wird verloren.