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Mauthner .:. Aus dem Maerchenbuch der Wahrheit

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Mauthner, Fritz, Aus dem Märchenbuch der Wahrheit. Fabeln und Gedichte in Prosa. Stuttgart 1896.
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13.-28.11.2024

Description
Mauthner, Fritz,
Aus dem Märchenbuch der Wahrheit. Fabeln und Gedichte in Prosa. 2. Auflage von "Lügenohr".Stuttgart: Cotta, 1896. IV, 174 Seiten, Fraktursatz. Broschur mit unbeschriftetem Leinenrücken. 190 x 123 mm.
* Erste Ausgabe; WG2, 30. - Leicht gebräunt, Deckblätter mit Rissen und kleinen Fehlstellen, z.T. vom Rücken gelöst. Wappenstempel auf dem Titelblatt.
Bestell-Nr.159552
Mauthner | Philosophie | Erstausgaben

Die dunkle Sehnsucht wollte zu ihrer lieben Schwester, der hellen Wahrheit. Durch alle Himmel war die Sehnsucht geflogen auf weitgespreizten Fittichen, durch alle Meere war sie geschwommen bei Sturm und Wetter, durch alle Spalten der Berge war sie geschlüpft in Dunkel und Not; den Tod nicht scheute die dunkle Sehnsucht um die liebe helle Wahrheit.

Es kam die heilig lachende Stunde des Glücks. Es leuchtete aus selig ernsten Augen, es schimmerte duftend rosig wie Pfirsichblütenglanz, es flüsterte wie Engelston von suchenden Lippen. Die Sehnsucht hatte die Wahrheit aufgefunden.

Alle Sprachen der Menschenerde hatte die Sehnsucht geübt, ihre Schwester zu grüßen und zu fragen. Aber – ach! – die Wahrheit redete anders als irgendeine Sprache der Erde.

Da verstummte die dunkle Sehnsucht; sie nickte traurig und wollte der Wahrheit ihr Teuerstes schenken, ihr liebstes Kind, den kleinen Glauben, auf daß die Wahrheit ihn lehrte und ihn dereinst reich machte mit den Rätselworten ihrer gar anderen Sprache.

Eine Weile trug die Wahrheit den Glauben auf ihrem Arm, wie eine gemalte Madonna den Knaben. Bald aber schüttelte sie lächelnd das helle Haupt und reichte das Kind zurück. Bescheiden zuckte sie leicht mit den herrlichen Schultern, als wollte sie sagen: »Die arme Wahrheit hat leere Hände'.«

Dann gab sie dem Knaben, was sie besaß: ihre Märchen von der Welt; und weil er sie nicht verstanden hätte in den Rätselworten ihrer Sprache, darum war es ein Märchenbuch in Bildern.

Ängstlich nahm der Knabe das Buch; später erst, als er allein laufen gelernt hatte und auch schon allein lesen konnte, da schritt er einsam durch die Welt neben der dunkeln Sehnsucht, und da erblickte er wieder in der stillen Natur und im geschäftigen Menschentreiben das Märchenbuch der Wahrheit.
Inhaltsverzeichnis
Das Märchenbuch der Wahrheit
Der Mann ohne Uniform
Der arme Dichter
Sieben
Die Warte der Liebe
Das große Karussell
Der stille Baumeister
Mahadöh
Das glückliche Lächeln
Lügenohr
Der Blitz und die Regenwürmer
Praktisch
Die Spielerin
Der Kurrendejunge
Der Hochzeitstag
Das Genie
Nazis letzter Wunsch
Die Aloe
Der Invalide
Die Palme und die Menschensprache
Der Donner
Die beiden Kavaliere
Die Göttin Vernunft
Der Löwe
Der große und der kleine Neid
Sancho Pansa
Scherbenfrühling
Die Wahrheit und die Schönheit
Das Schwein und die Taube
Der Diamant im Mörtel
Der Traum im Herbstwald
Das Wachen im Herbstwald
Die schöne Wahrheit und ihr hübsches Dienstmädchen
Draht und Peitsche
Staatsprüfungen
Die Schöpfung des Menschen
Die Sonne als Malerin
Die drei Papageien
Die heilige Mehrheit
Der Pantoffel des Propheten
Havana
Das Kamel
Der Dichter und die Muse
Du und ich
Der Gummiwarenfabrikant
Der bittere Kaffee
Das Glücksrad
Die künstlichen Eier
Die Eisenbahn
Der Sammler und die Sammlerin
Die Kiesel
Die Frösche
Die Bahn auf die Jungfrau
Das blinde Volk
Don Juans letzte Liebe
Meister Eitel Ich
Der Ball der Tugenden
Das Gewissen
Von ewiger Liebe
Malthus
Noch einmal
Das Weib
Rosenrote Fenster
Flagranti
Zwei Schuster
Der Buchweizen und die Rechenmeister
Der Nachruhm
Das Gesetz
Die gebärende Löwin
Die Einsamkeit
Der Weltverbesserer und die Bosheit
Königs Geburtstag
Der Kapellenmeister
Die Gattin des Weisen
Nebel
Der Großstädter
Die Jury
Die Bescheidenheit
Das Opfer
Der Bravo
Der Kaiser und der Fuhrmann
Die drei Getreuen
Der Fluß
Die Dankbarkeit
Die Natur
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