- Geist
- Sozial
- Literatur
- Natur
- Kunst
- Geschichte
- Varia
- Biblio
- Archive
Megert .:. Werke 1956 - 1978
158493
Megert, Christian, Werke 1956 - 1978. Bilder, Objekte, Zeichnungen. Düsseldorf 1979.
Fermé temporairement
13.-28.11.2024
Description
Megert, Christian,
Werke 1956 - 1978. Bilder, Objekte, Zeichnungen. Düsseldorf: Kunstverein für d. Rheinlande und West, 1979. [70] Seiten mit Abbildungen. Broschur. 4to. 260 x 192 mm.
* Bearb. Karl-Heinz Hering. 16. Februar - 15. April 1979, Kunstverein für d. Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, Kunsthalle. - Gebräunt, Raucherbibliothek, vorne im Falz unten aus dem Leim, hinterer Deckel mit Flecken.
Bestell-Nr.158493
Megert | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog | Helvetica | Schweiz | Bernensia
Vorwort
Das Licht ist, wie man weiß, die Quelle allen Lebens, ohne die nichts gedeihen kann. Das Licht ist, physikalisch gesprochen, der sichtbare Bereich elektromagnetischer Wellen. Das Licht ist Energie, die sich bewegt. Die schwingenden Nuancen des Lichtes haben die Künstler seit altersher fasziniert. In der klassischen griechischen Architektur und Plastik vermittelt die Transparenz des Marmors die sinnlichgeistige Erfahrung eines erhöhten Lebensgefühls. Der schimmernde Goldgrund mittelalterlicher Tafelbilder führt in die Bereiche metaphysischer Transzendenz. Von Caravaggio und Rembrandt über den Barock und die Impressionisten bis zu Delaunay, Vasarely und Rothko wird die Korrespondenz zwischen Licht und Farbqualität zum maßstabsetzenden Kriterium weltweiter Malerei. Die ins Universelle greifenden Experimente der russischen Konstruktivisten, der holländischen Stijl-Bewegung um Piet Mondrian und des Bauhauses schaffen die Grundlage für eine direkte Verwendung von Licht und bewegter Energie. Auf die OpArt mit ihren aus der „konkreten" Farbfelderkunst von Max Bill, Richard Lohse und Josef Albers erwachsenen flächigen und linearen Strukturen einer ganz auf reine chromatische Farben bezogenen Malerei folgt konsequent die Freisetzung des weißen oder farbigen Lichtes als Träger einer neuartigen, für sich stehenden Objektkunst, die als Lichtkinetik in den Sprachgebrauch eingegangen ist und innerhalb der kinetischen Kunst die wohl beachtlichsten Fortschritte seit der Mitte dieses Jahrhunderts gemacht hat. Durch die Verwendung von Licht und Bewegung wurden in der Nachfolge der schon im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten Farborgeln und lichtmechanischen Bühnendekorationen von den Futuristen, den Dada-Künstlern Marcel Duchamp und Man Ray, schließlich von dem Bauhaus-Lehrer Laszlo Moholy-Nagy und dem Plastiker Naum Gabo mit Hilfe der voranschreitenden Technik Apparaturen hergestellt, die anhand zeitlicher Veränderung und rhythmischer Dynamisierung den Raum neuwertigen Prinzipien der Gestaltung unterwarfen. Im Laufe der fünfziger Jahre entfaltet sich die kinetische Kunst nach vielen Seiten, wobei mechanische, magnetische und maschinelle Mittel Anwendung finden und raumplastische Experimente mit natürlichem und künstlichem Licht die Brücke zu einer spektakulär utopischen Architekturvorstellung schlagen. In diesem Bereich lichtkinetischer Raumerforschung nimmt das Werk Christian Megerts einen festen Platz ein. Megert, in Bern aufgewachsen, damals durch die Kunsthalle unter Arnold Rüdlinger und durch rege Ausstellungsaktivitäten progressiver Galerien ein Zentrum zeitgenössischer Kunst mit dem Schwergewicht auf konkret-konstruktivistischer Malerei, europäischem Tachismus und amerikanischem abstraktem Expressionismus, stand als junger Mann wie Spoerri, Luginbühl, Diter Roth und Tinguely mitten in der Auseinandersetzung mit den gültigen Werten und von Anbeginn in enger Verbindung zur internationalen ZeroBewegung, die sich in vielen Ländern Westeuropas um eine Alternative zur abstrakten Kunstauffassung der älteren Generation bemühte. Der Punkt Null sieht bei Christian Megert monochrom aus. Er schloß gewissermaßen dort an, wo die so programmatischen Suprematisten in Rußland um das Jahr 1920 mit ihren Weiß-in-Weiß-Bildern aufgehört hatten. Diese immanente Logik entspricht Megerts geradlinig verlaufendem Denkvermögen, das ihn auf der Suche nach neuen Form- und Ausdrucksmitteln stets vom reduzierten Ursprung aus geleitet hat. Schon in seinen frühen Bildern ist Megert weniger ein Malender als vielmehr ein von räumlichen Ideen motivierter ,,Bauender" gewesen, dessen ganze Aufmerksamkeit den Darstellungsmöglichkeiten raumgebundener Situationen und ihrer Definition gehört. Megerts reliefartige Strukturbilder schließen gleichsam bereits die zukünftige Verwendung anderer, seine Absichten deutlicher präzisierender Materialien ein, ja, sie verlangen geradezu danach. Es entstehen die ersten Spiegel-Collagen. Der Spiegel mit seinen raumöffnenden, raumzerlegenden, raumerweiternden und raumverändernden Eigenschaften wird hinfort zum zentralen Thema des Künstlers. Der Spiegel, dieses magische, simpelflächige, aber gleichzeitig bestechende, irritierende und in Frage stellende Phänomen ist nunmehr Megerts vielfältig erprobte und in überraschenden Kombinationen variierte Obsession. Im Gegensatz zu Mack, Piene, Uecker und Luther, die das bewegte Licht zu poetischer Immaterilisation erheben, erweist sich Christian Megert als realistisch gesonnener Pragmatiker, der dem Erlebnis des Raumes in seinen Lichtkästen, Rotoreliefs und Spiegelpyramiden Dimensionen architektonischer Denkmodelle zueignet, die insbesondere anhand seiner zahlreichen Environments im Unbegrenzten eines voll ausgeschöpften Lichtraumes immer auch die jeweils begrenzbare Kreativität des Einzelnen bewahren, der Sehen, Spüren und Spielen für wichtige sensitive und spirituelle Elemente seines Lebens hält. Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen möchte allen herzlich danken, die das Zustandekommen dieses ersten großen Rückblicks auf das Schaffen Christian Megerts in einem Querschnitt ermöglicht haben, besonders dem Künstler selbst für seine Mithilfe bei den vorbereitenden Arbeiten und allen Leihgebern, die sich für die Dauer der Ausstellung von ihrem Besitz getrennt haben. Dank gesagt sei auch Herrn Claus Bremer, Zürich, Herrn Professor Eugen Gomringer, Selb, und Herrn Dr. Harald Szeemann, Bern, für ihre Texte im Katalog.
KarlHeinz Hering
Werke 1956 - 1978. Bilder, Objekte, Zeichnungen. Düsseldorf: Kunstverein für d. Rheinlande und West, 1979. [70] Seiten mit Abbildungen. Broschur. 4to. 260 x 192 mm.
* Bearb. Karl-Heinz Hering. 16. Februar - 15. April 1979, Kunstverein für d. Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, Kunsthalle. - Gebräunt, Raucherbibliothek, vorne im Falz unten aus dem Leim, hinterer Deckel mit Flecken.
Bestell-Nr.158493
Megert | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog | Helvetica | Schweiz | Bernensia
Vorwort
Das Licht ist, wie man weiß, die Quelle allen Lebens, ohne die nichts gedeihen kann. Das Licht ist, physikalisch gesprochen, der sichtbare Bereich elektromagnetischer Wellen. Das Licht ist Energie, die sich bewegt. Die schwingenden Nuancen des Lichtes haben die Künstler seit altersher fasziniert. In der klassischen griechischen Architektur und Plastik vermittelt die Transparenz des Marmors die sinnlichgeistige Erfahrung eines erhöhten Lebensgefühls. Der schimmernde Goldgrund mittelalterlicher Tafelbilder führt in die Bereiche metaphysischer Transzendenz. Von Caravaggio und Rembrandt über den Barock und die Impressionisten bis zu Delaunay, Vasarely und Rothko wird die Korrespondenz zwischen Licht und Farbqualität zum maßstabsetzenden Kriterium weltweiter Malerei. Die ins Universelle greifenden Experimente der russischen Konstruktivisten, der holländischen Stijl-Bewegung um Piet Mondrian und des Bauhauses schaffen die Grundlage für eine direkte Verwendung von Licht und bewegter Energie. Auf die OpArt mit ihren aus der „konkreten" Farbfelderkunst von Max Bill, Richard Lohse und Josef Albers erwachsenen flächigen und linearen Strukturen einer ganz auf reine chromatische Farben bezogenen Malerei folgt konsequent die Freisetzung des weißen oder farbigen Lichtes als Träger einer neuartigen, für sich stehenden Objektkunst, die als Lichtkinetik in den Sprachgebrauch eingegangen ist und innerhalb der kinetischen Kunst die wohl beachtlichsten Fortschritte seit der Mitte dieses Jahrhunderts gemacht hat. Durch die Verwendung von Licht und Bewegung wurden in der Nachfolge der schon im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten Farborgeln und lichtmechanischen Bühnendekorationen von den Futuristen, den Dada-Künstlern Marcel Duchamp und Man Ray, schließlich von dem Bauhaus-Lehrer Laszlo Moholy-Nagy und dem Plastiker Naum Gabo mit Hilfe der voranschreitenden Technik Apparaturen hergestellt, die anhand zeitlicher Veränderung und rhythmischer Dynamisierung den Raum neuwertigen Prinzipien der Gestaltung unterwarfen. Im Laufe der fünfziger Jahre entfaltet sich die kinetische Kunst nach vielen Seiten, wobei mechanische, magnetische und maschinelle Mittel Anwendung finden und raumplastische Experimente mit natürlichem und künstlichem Licht die Brücke zu einer spektakulär utopischen Architekturvorstellung schlagen. In diesem Bereich lichtkinetischer Raumerforschung nimmt das Werk Christian Megerts einen festen Platz ein. Megert, in Bern aufgewachsen, damals durch die Kunsthalle unter Arnold Rüdlinger und durch rege Ausstellungsaktivitäten progressiver Galerien ein Zentrum zeitgenössischer Kunst mit dem Schwergewicht auf konkret-konstruktivistischer Malerei, europäischem Tachismus und amerikanischem abstraktem Expressionismus, stand als junger Mann wie Spoerri, Luginbühl, Diter Roth und Tinguely mitten in der Auseinandersetzung mit den gültigen Werten und von Anbeginn in enger Verbindung zur internationalen ZeroBewegung, die sich in vielen Ländern Westeuropas um eine Alternative zur abstrakten Kunstauffassung der älteren Generation bemühte. Der Punkt Null sieht bei Christian Megert monochrom aus. Er schloß gewissermaßen dort an, wo die so programmatischen Suprematisten in Rußland um das Jahr 1920 mit ihren Weiß-in-Weiß-Bildern aufgehört hatten. Diese immanente Logik entspricht Megerts geradlinig verlaufendem Denkvermögen, das ihn auf der Suche nach neuen Form- und Ausdrucksmitteln stets vom reduzierten Ursprung aus geleitet hat. Schon in seinen frühen Bildern ist Megert weniger ein Malender als vielmehr ein von räumlichen Ideen motivierter ,,Bauender" gewesen, dessen ganze Aufmerksamkeit den Darstellungsmöglichkeiten raumgebundener Situationen und ihrer Definition gehört. Megerts reliefartige Strukturbilder schließen gleichsam bereits die zukünftige Verwendung anderer, seine Absichten deutlicher präzisierender Materialien ein, ja, sie verlangen geradezu danach. Es entstehen die ersten Spiegel-Collagen. Der Spiegel mit seinen raumöffnenden, raumzerlegenden, raumerweiternden und raumverändernden Eigenschaften wird hinfort zum zentralen Thema des Künstlers. Der Spiegel, dieses magische, simpelflächige, aber gleichzeitig bestechende, irritierende und in Frage stellende Phänomen ist nunmehr Megerts vielfältig erprobte und in überraschenden Kombinationen variierte Obsession. Im Gegensatz zu Mack, Piene, Uecker und Luther, die das bewegte Licht zu poetischer Immaterilisation erheben, erweist sich Christian Megert als realistisch gesonnener Pragmatiker, der dem Erlebnis des Raumes in seinen Lichtkästen, Rotoreliefs und Spiegelpyramiden Dimensionen architektonischer Denkmodelle zueignet, die insbesondere anhand seiner zahlreichen Environments im Unbegrenzten eines voll ausgeschöpften Lichtraumes immer auch die jeweils begrenzbare Kreativität des Einzelnen bewahren, der Sehen, Spüren und Spielen für wichtige sensitive und spirituelle Elemente seines Lebens hält. Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen möchte allen herzlich danken, die das Zustandekommen dieses ersten großen Rückblicks auf das Schaffen Christian Megerts in einem Querschnitt ermöglicht haben, besonders dem Künstler selbst für seine Mithilfe bei den vorbereitenden Arbeiten und allen Leihgebern, die sich für die Dauer der Ausstellung von ihrem Besitz getrennt haben. Dank gesagt sei auch Herrn Claus Bremer, Zürich, Herrn Professor Eugen Gomringer, Selb, und Herrn Dr. Harald Szeemann, Bern, für ihre Texte im Katalog.
KarlHeinz Hering
Détails du produit
158493
1 Article