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Raccoursier .:. Loop Line

159890
Raccoursier, Anne-Julie, Loop Line. Langenthal 2011.
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Description
Raccoursier, Anne-Julie,
Loop Line. Langenthal: Kunsthaus, 2011. 79 Seiten mit Abbildungen. Kartoniert. 4to. 304 g
* Ausstellung im Kunsthaus Langenthal, 24. Februar - 1. Mai 2011. Deutsch, englisch und französisch.
Bestell-Nr.159890 | ISBN: 978-3-905817-30-0
Raccoursier | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog

Das Fremde im Eigenen
Von Fanni Fetzer

Zeichen, Symbol, Metapher, Allegorie
Wenn wir in Anne-Julie Raccoursiers Arbeiten Rennpferden beim Muskeltraining, silbernen Keramikpilzen oder weissgekleideten Damen auf weissen Gymnastikbällen begegnen, sind wir schnell versucht, diese Videos als zeitgemässe Metaphern für den Kult um Schönheit und Fitness zu lesen. Die in Leder gearbeiteten Objekte «String Theory» (2011), die ihre Vorlage in einem realen Damenstring haben, können als Symbol für die Anachronismen unserer Zeit stehen, für Modewahn, wissenschaftlichen Fortschritt und unverständliche medizinische Gerätschaften. Die überdimensionierte Falle («Set UP", 2011) ohne Köder mag ein Zeichen sein für unsere permanente Versuchung, politisch, kommerziell oder sexuell. Die Künstlerin untersucht das zeitgenössische Symptom sportlicher Massenveranstaltungen («Non-Stop Fun», 2008 und «Hooligans», 2011) oder inszeniert die eigene Künstlerhandschrift als ebenso fragiles wie fremdproduziertes Objekt (Neonsignatur «sans titre», 2011) aber wenn ihr Werk auf Bedeutung hin gelesen wird, so bleiben die Festschreibungen Zeichen, Symbol, Metapher, Allegorie doch unvollständig und ambivalent. Anne-Julie Raccoursier verwendet Zeichen, Metaphern und Allegorien, aber keiner dieser Begriffe trifft präzise zu, da die Künstlerin keine rhetorischen Formen benutzt oder bedient. Ihre aufgeladenen Objekte könnten als Readymades gelten, aber auch diese Beschreibung bleibt unperfekt; Collage oder Appropriation stecken in ihren Arbeiten immer mit drin.

Ihre Werke sind für Anne-Julie Raccoursier dann stimmig, wenn das Publikum sich irreführen lässt und ihre Arbeiten für künstlerische Manipulation hält. Der zusammengestückelte Charakter ihrer Bildwelten dient dem Publikum als Generator. Wer beim Betrachten den eigenen Gedanken folgt, assoziiert vielleicht Vergänglichkeit, disziplinatorisches Gängelband, Leistungsdruck, Burn-out oder Hypermotivation. Beispielsweise verweist «Crazy Horse» (2009) auf Fitness, Sport, Leistung, das Verhältnis von Mensch und Tier, Beauty, Western, Cabaret ... All dies ist im Video angelegt und regt zur Reflexion an. Unweigerlich stellt sich das Erstaunen ein, dass die Assemblagen, die solche Assoziationen generieren, von der Künstlerin nicht konstruiert, sondern in der Wirklichkeit vorgefunden sind ausnahmslos.

Dokumentarische Kunst
Anne-Julie Raccoursiers Kunst steht also in Bezug zur Realität und könnte daher eingereiht werden in die junge Tradition der dokumentarischen Kunst. Spätestens seit Catherine Davids Documenta X, 1997, hat das Dokumentarische in der zeitgenössischen Kunst einen festen Platz inne und wurde in den letzten Jahren auch in der Schweiz in zahlreichen Ausstellungen gezeigt? Anne-Julie Raccoursier benutzt für den grössten Teil ihrer Arbeit das Instrumentarium des Dokumentarfilms und der Dokumentarfotografie. Mit ihrer Kamera besucht sie einen bestimmten Ort, hält in bewegten oder statischen Bildern ein Ereignis fest und verarbeitet das Bildmaterial in ihrem Atelier zu präzisen Montagen. […]
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