Bergengruen, Werner,
Am Himmel wie auf Erden. Roman München: Nymphenburger Verlagshandlung, [1950]. 703 Seiten. Leinen mit Farbkopfschnitt und Schutzumschlag.
Bestell-Nr.155961
Bergengruen |
Deutsche Literatur
Klappentext
WERNER BERGENGRUEN
AM HIMMEL WIE AUF ERDEN
ist die Geschichte einer Weltstunde. Sie spielt im Berlin der heraufdämmernden Neuzeit. Das Schreckbild einer alles verschlingenden Flut ängstigt die Menschen: Die Astrologen haben es in den Sternen gelesen, im wendischen und auch im preußischen Volk verkünden es Propheten, der Kurfürst von Brandenburg bangt um sein Land und sein Volk, die ausgestoßene Horde der Leprakranken hegt wilde Hoffnungen eines Umsturzes. Heimlich treffen verwirrte Bürger fieberhafte Vorbereitungen. Der Weltuntergang scheint nahe. Mit rühmenswerter Kunst hat Bergengruen dieses große Thema der Lebensangst schlechthin in hundert Gestalten abgewandelt. Es gibt kaum ein dichterisches Gleichnis, das so sehr von farbigen Ereignissen,gegenständlichen Überlegungen und pakkenden Situationen belebt ist. Man könnte sehr wohl dieses Werk einen historischen Roman nennen, denn die Zeit und ihre Gegebenheiten werden lebendiger und dramatischer dargestellt, als es irgendeine Chronik vermödne.Aber damit wäre noch wenig gesagt. Denn wesentlich ist die Zeitlosigkeit der Menschen und der Konflikte. Auch in unserenTagen des Schreckens gibt es so schwermütige und skeptische Herrscher wie den brandenburgischen Kurfürsten, so gläubige Adepten wie seinen Berater Doktor Carion, so katastrophale und vom Teufel besessene Unheilsprophetinnen wie die alte Wendin Worschula — auch in unseren Tagen greift der unmenschliche Konflikt zwischen Staatsräson und natürlichem Empfinden in Leben und Liebe ein, und die Angst schwingt ihre Geißel nicht anders als an der Schwelle der sogenannten Neuzeit. Als aber die Not am größten und die Angst am furchtbarsten geworden ist, da formt sich in jedem der Geschlagenen und Ängstlichen das «Fürchtet euch nicht», die Überzeugung, daß kein Lebender von Leid und Tod verschont werden kann, daß niemand der Gefahr auszuweichen vermag — aber daß alle Schrecken zu überwinden sind, weil in der unwandelbaren Ordnung Gottes sie ebenso ihren Platz haben wie alle Dinge. Daß am Ende nichts ist als Gott und sein Wille allein. Hier ist eines der wenigen Kunstwerke, welche Zeugnis davon ablegen, daß alle Menschenfurcht klein wird vor dem Auge des Allmächtigen — ein Kunstwerk, vor dem die Hervorbringungen des Nihilismus aller Benennungen blaß erscheinen und bei aller SchlagwortGeschmeidigkeit nicht zu bestehen vermögen.
Christian Ferber in «Frankfurter Hefte»
Umschlagzeichnung von GERHARD M.HOTOP