Gafencu, Grigore,
Vorspiel zum Krieg im Osten. Vom Moskauer Abkommen (21.August 1939) bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten in Russland (22.Juli 1941). Zürich: Amstutz und Herdeg, 1944. 463 Seiten mit 3 Karten. Leinen mit Farbkopfschnitt und Schutzumschlag.
* Gebrauchsspuren, Deckel leicht konkav verzogen, Schutzumschlag ausgeleiert und mit Rissen.
Bestell-Nr.156997
Gafencu |
Militaria |
Kriegswissenschaft |
Militarismus |
Zweiter Weltkrieg
Wie kaum ein zweiter europäischer Staatsmann ist Grigore Gafencu berufen, über die Hintergründe und die Vorgeschichte des deutsch-russischen Krieges zu uns zu sprechen. Denn als rumänischer Außenminister und vor allem als letzter Gesandter seines Landes in Moskau, wo er noch den Ausbruch der Feindseligkeiten miterlebte, war er ein naher und eingeweihter Augenzeuge der Ereignisse, die vom Moskauer Abkommen des Jahres 1939 auf die blutigsten Schlachtfelder der Weltgeschichte führten.
Aber Gafencu ist nicht nur „einer, der dabei war" und der uns viele packende Einzelheiten berichten kann, die uns bis dahin unbekannt waren. Er ist zugleich ein Geschichtsschreiber von hohem Rang, der die Geschehnisse unserer Tage in ihren großen historischen Zusammenhängen zu sehen vermag. Er zeigt uns die Fäden, die von der polnischen Teilung des 18. Jahrhunderts, von Napoleons Feldzügen und seinen Abmachungen mit Alexander über den Wiener Kongreß, den Pariser, Berliner und Versailler Vertrag in die Gegenwart führen. Höchst eindrucksvoll werden die Parallelen zwischen 1812 und 1941-44 vor unsern Augen gezogen, aber vielleicht noch wichtiger ist, daß Gafencu zum ersten Mal auch die tiefen Unterschiede zwischen den beiden Epochen herausarbeitet : sein Vergleich zwischen Napoleon und Hitler gehört sicher zu den spannendsten Partien seines Buches.
Aus seinen besonderen Kenntnissen und Erfahrungen heraus vermittelt uns der Verfasser ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Fragen Ost- und Südosteuropas, des Balkan, des Donaudeltas und der Meerengen. Dabei kommt es ihm mit Recht besonders darauf an, den Zusammenhang dieser Probleme mit der gesamteuropäischen Frage, mit der Sicherung des Friedens und des Gleichgewichts in unserem Erdteil hervorzuheben. Sein Buch wird so zu einem klug begründeten und begeisternd vorgetragenen Bekenntnis zu Europa.
Für den Schweizer Leser ist dieses Werk auch deshalb von ganz besonderem Interesse, weil es vom Vertreter eines der Länder Europas stammt, die nicht zu den Großstaaten zählen. In der Tat fühlt sich Gafencu nicht nur als Wortführer seines Vaterlandes, sondern in gewissem Maße als Anwalt aller kleinen und mittleren Staaten Europas : mit überzeugenden und beredten Worten schildert er ihre künftige Rolle und ihre Unentbehrlichkeit für die Befriedung unseres Erdteils. Selten sind wohl diese Fragen unter so großen, wahrhaft europäischen Gesichtspunkten behandelt worden.
Als die französische Ausgabe dieses Werkes erschien, hat die Kritik mit Recht hervorgehoben, daß dieses Buch eines Diplomaten die meist allzu stark persönlich gefärbten Erinnerungen und Aufzeichnungen anderer Botschafter an Bedeutung weit überrage. Die vorliegende deutsche Ausgabe wird sicher keinen geringeren Widerhall finden.
Das Buch wendet sich nicht nur an den geschichtlich und politisch besonders Interessierten, sondern an weiteste Leserkreise: an alle, die unsere Zeit richtig verstehen wollen.