Melville, Herman,
Israel Potters Irrfahrten und Abenteuer. Roman. Zürich: Manesse, 1956. 361 Seiten. Leinen mit Farbkopfschnitt und Schutzumschlag. Kleinoktav. 157 g
* Manesse Bibliothek der Weltliteratur. - Deutsch und Nachwort von Walter Weber. - Schutzumschlag gebräunt und mit Riss.
Bestell-Nr.156753
Melville |
Englische Literatur |
Manesse Bibliothek
Der Abenteuerroman «Israel Potter» (1855), der hier zum erstenmal in deutscher Sprache erscheint, ist das letzte größere Werk von Herman Melville vor seinem «langen Schweigen». Er wandelt darin ganz in den Fußstapfen seines berühmten Vorbildes aus dem 18. Jahrhundert, Tobias Smollet, dessen kleine, volkstümliche Biographie er streckenweise unmittelbar verwandte.
Israel Potter kämpfte bei Bunker Hill am 17. Juni um, fiel darauf in die Hände der Gegner, wurde als Kriegsgefangener nach England gebracht, entwischte und schlug sich nach Paris durch, von wo er im Auftrag Benjamin Franklins als Spion nach England zurückkehrte. Später segelte er unter dem Abenteurer Paul Jones, nahm an dessen Raubzügen teil und kämpfte in der Seeschlacht vor Flamborough Head auf der «Bonhomme Richard» gegen die «Serapis» mit. Als rechter Pechvogel aber wurde er im Verlauf weiterer Irrfahrten neuerdings gefangen genommen, nach England zurückgeschleppt, entkam wieder, schlug sich mühsam nach London durch und verbrachte dort nach Beendigung des Krieges noch vierzig Jahre seines Lebens in unbeschreiblichem Elend. Endlich, in hohem Alter, wurde ihm eine Reisebörse gewährt; aber als er in seine Heimat zurückkam, fand er sein Vaterhaus nicht mehr; ein fremder Pflug ging darüber hin.
Wie die bekannteren Romane Melvilles enthält auch das vorliegende Werk eine Reihe unübertrefflicher Charakterbilder und Schilderungen (etwa die großartige Darstellung der Seeschlacht vor Flamborough Head) ; und kaum eine andere Erzählung des Dichters ist vom gleichen Mitempfinden durchglüht wie diese. Erschüttert spürt man durch alle Einzelheiten hindurch, wie das tragische Schicksal Israel Potters für Melville ein Gleichnis seines eigenen Lebens war.