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Claessens .:. Das Konkrete und das Abstrakte
159262
Claessens, Dieter, Das Konkrete und das Abstrakte. Soziologische Skizzen zur Anthropologie. Frankfurt am Main 1980.
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Nov 13-28, 2024
Description
Claessens, Dieter,
Das Konkrete und das Abstrakte. Soziologische Skizzen zur Anthropologie. Wissenschaftliche Sonderausgabe, 1. Auflage. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1980. 399 Seiten mit Literaturverzeichnis und Register. Broschur. 200 x 118 mm. 363 g
Bestell-Nr.159262 | ISBN: 3-518-07329-X | IBN 3-518-07329-X
Claessens | Philosophie | Soziologie | Sozialanthropologie | Anthropologie | Psychologie
Dieter Claessens' Arbeit ist unter anderem der Versuch einer »Genealogie des Abstrakten«. Ihre These lautet, daß sich in der Freisetzung des Menschen durch sich selbst ein evolutionäres Handicap offenbart, das den Kontrapunkt zu seinen Distanzierungstechniken darstellt und in der bisherigen Anthropologie zwar nicht übersehen, aber zu wenig gewürdigt worden ist. Es ist die These, daß neben der Hauptfähigkeit zur Distanzierung von der »alten Natur« das Hauptdefizit des Menschen seine evolutionär bedingte Unfähigkeit ist, zum Organisieren großer Populationen ein direktes emotionales, das heißt unmittelbar motivierendes Verhältnis zu finden. Offenbar — das wird ausgedehnt behandelt — ist der Mensch zur Organisation größerer gesellschaftlicher Formationen nur imstande, indem er komplizierte Konstruktionen, wie »Institutionen«, erfindet, durch die die fehlende direkte, emotional getragene Motivation zur Organisation großer Bevölkerungsgruppen und großer Ereignismassen bzw. großer technologischer oder organisatorisch-bürokratischer Konstruktionen indirekt erbracht werden soll.
Aus einer Rezension von Helmut Nolte: »Als wichtigste psychologische Grundlage des Abstraktionsprozesses hebt Claessens die Abspaltung der Emotionalität hervor. Sie kann mit der Entwicklung nicht schritthalten, bleibt vielmehr an die Konkretheit des übersichtlichen Gruppenraumes gebunden. Die Abstraktionsleistungen finden infolgedessen keine unmittelbare emotionale Fundierung mehr, sind angewiesen auf den imaginären bzw. projektiven Rückgriff auf das emotionale Repertoire der Vergangenheit; mit anderen Worten: sie verschaffen sich durch emotionale Täuschungen eine Pseudo-Motivation, indem sie das Abstrakte in die nicht mehr angemessenen Bilder des verlorenen Konkreten übersetzen. Claessens' Genealogie des Abstrakten läuft hinaus auf die Rekonstruktion der lebensfeindlichen Tendenzen einer Gegenwart, in der das Abstrakte seinen eigenen >analytischen Mythos< entwickelt und jene Innovationen, unter denen die Menschwerdung gelang, in ihr Gegenteil pervertiert; das >Körperausschaltungsprinzip<, das zunächst vom selektiven Anpassungsdruck und vom körperlichen Einsatz entlastete und dadurch Lebensmöglichkeiten freisetzte, schaltet den Menschen selbst aus und richtet sich gegen jene Klugheit, >die das gegenseitige Mäzenatentum des Menschen als notwendige Möglichkeit nicht fahrenlassen will<; es verkümmern die synthetischen Fähigkeiten, die sich im kommunikativen Realitäts- und Weltverhältnis entfalten.«
Inhalt
Vorwort I 11
Vorwort II 13
Einleitung 15
1. Die Zeiten und die Natur; Vorgaben und
soziobiologische Institutionen; der frühe Mensch, Bilanz 29
1.1 Die Zeiten und die Natur 29
1.2 Vorgaben und soziobiologische Institutionen;
Horde; Nische 32
1.3 Der frühe Mensch 37
1.3.1 Aufrechter Gang 37
1.3.2 Haut, Ausdrucksfähigkeit 39
1.3.3 Sprachfähigkeit 40
1.3.4 Das Gehirn 41
1.3.5 Bilanz: »Offenheit« 50
1.3.6 »Primitiv« 50
1.3.7 Hochsensibel, unsicher, verunsichert:
konkret und irritierbar 51
1.3.8 Hochlernfähig, formbar, mit unabgestimmtem
Zentralnervensystem; Problem der Motivation 55
2. Über biosoziologische Institutionen zum emotional-
evolutionären Endzustand? 60
2.1 Insulation als Nischentechnik und Produktivkraft
zur Menschwerdung 60
2.1.1 Das Körperausschaltungsprinzip.
Distanzierungstechniken schaffen neue feste Grenzen:
Die Gruppe autonomisiert sich 62
2.1.2 Künstliche Innenklimata und die Folgen I: 66
2.1.3 Folgen II: Primäre Vergesellschaftung, Identität,
Regelhaftigkeit, Ordnung, Nomos 69
2.2 Exkurs: Das weibliche Geschlecht: Emotionale
Stabilisierung des Nachwuchses in Offenheit 77
2.3 Primärstatus und Generationen; natürliche Ungleich-
heiten und emotionale Aufmerksamkeitsverteilung . . . 82
2.4 Grenze und Souveränität 84
2.5 Die - die Umwelt distanzierende - sich selbst
stabilisierende Insulationsgruppe als emotional-
evolutionärer Endzustand? - Bilanz 88
3. Das Konkret- Sinnliche und die Begrenztheit
des emotionalen Auffassungsvermögens des Menschen . 93
3.1.1 Das Naheliegende; »Ich«; Interesse 94
3.1.2 Die Ausdruckshaftigkeit der Welt. Der »sinnliche
Aufbau der Welt« 115
3.1.3 Die direkte Behandlung der Welt 117
3.1.4 Von der phylogenetischen und dann gruppen-
genetischen zur ontogenetischen Direktheit 119
3.1.5 Totale Motivation 121
3.1.6 Das Direkte motiviert direkt 122
3.2 Grenzen; die Tore der emotionalen Entfremdung . . . 128
3.2.1 Das Nicht-Be-greifbare 128
3.2.2 Verhältnis zur Zeit 131
3.2.3 Die Geschwindigkeitsproblematik 133
3.2.4 Hilflosigkeit gegenüber der Masse und Massen-
ereignissen; Naivität gegenüber kleinsten Größen . . . 134
3.2.5 »Abstrakta« 137
3.2.6 Intimität und Vorstellungsvermögen 140
3.3 Öffnung und Begrenzung - Bilanz 143
4. Das Fremde und das Indirekte: Genealogie
des Abstrakten 145
4.1.1 Das Beunruhigende, bewältigbar; Spiel;
Be-Merken der Umwelt 145
4.1.2 Das Abstrakte im Seltsamen; Traum, jenseitige Welt,
Doppelgänger und Tod 149
4.1.3 Das abstrakte Ferne 153
4.1.4 Das abstrakte Furchteinflößende 154
4.1.5 Das Abstrakte wird abgehoben; Indirektes Verhalten;
Erzähler und Beschwörer 156
4.2 Das Abstrakte, Indirekte, im Übergang 169
4.2.1 Sprache bei Beratungen; Jagd und »Männerstatus« . . . 170
4.2.2 Das Dorf; häuptlingslose oder Nicht-Häuptlings-
Gemeinschaften (non-kephale); der Sprecher;
die Bändigung des Auseinanderstrebenden auf der
Basis alter emotionaler Muster 176
4.2.3 Arbeit und Rhythmus; Initiation als Bindung
zentrifugaler Kräfte 189
4.2.4 Erweiterte Verwandtschaftssysteme; Inzestyerbot,
Exogamie, Totem und Tabu; nochmals »Arbeit«;
»Krieg« und »Häuptling auf Zeit« 193
4.2.5 Tausch und Gabe; Fernfahrt und Fernjagd; »Geld« . . 224
4.3 Die Erhöhung des Deutungsdrucks - Bilanz 231
5. Das reale Abstrakte 235
5.1 Die Groß-Siedlung - das triviale Abstrakte 239
5.2 Der Sonderfall: Explosion des Abstrakten durch
Überfremdung und Unterdrückung;
• Seßhafte und Konfliktfähige 245
5.3 Ackerbau und Fluß. Kontinuität im Rhythmus,
»Kultur«; das Einrangieren der Männer;
der Kampf der Geschlechter 253
5.4 Der Staat; zwangsläufige Hierarchisierung und
»Normen«; Frauentausch und Frauenopfer - Bilanz . . 262
6. Techniken der Verbindung des Abstrakten mit dem
Konkreten 288
6.1 Metaphern; Logiken 288
6.2 Der Mythos und das Heilige 292
6.3 »Institutionen« 298
6.4 Werkzeug, Maschine, Technik;
der »analytische Mythos« 303
7. Bilanz; Verlust der evolutionären und der konservativen
Reserven; Evolutionäre Klugheit und Zurücknahme . . 307
Anmerkungen 321
Literaturverzeichnis 361
Namenregister 380
Sachregister 386
Das Konkrete und das Abstrakte. Soziologische Skizzen zur Anthropologie. Wissenschaftliche Sonderausgabe, 1. Auflage. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1980. 399 Seiten mit Literaturverzeichnis und Register. Broschur. 200 x 118 mm. 363 g
Bestell-Nr.159262 | ISBN: 3-518-07329-X | IBN 3-518-07329-X
Claessens | Philosophie | Soziologie | Sozialanthropologie | Anthropologie | Psychologie
Dieter Claessens' Arbeit ist unter anderem der Versuch einer »Genealogie des Abstrakten«. Ihre These lautet, daß sich in der Freisetzung des Menschen durch sich selbst ein evolutionäres Handicap offenbart, das den Kontrapunkt zu seinen Distanzierungstechniken darstellt und in der bisherigen Anthropologie zwar nicht übersehen, aber zu wenig gewürdigt worden ist. Es ist die These, daß neben der Hauptfähigkeit zur Distanzierung von der »alten Natur« das Hauptdefizit des Menschen seine evolutionär bedingte Unfähigkeit ist, zum Organisieren großer Populationen ein direktes emotionales, das heißt unmittelbar motivierendes Verhältnis zu finden. Offenbar — das wird ausgedehnt behandelt — ist der Mensch zur Organisation größerer gesellschaftlicher Formationen nur imstande, indem er komplizierte Konstruktionen, wie »Institutionen«, erfindet, durch die die fehlende direkte, emotional getragene Motivation zur Organisation großer Bevölkerungsgruppen und großer Ereignismassen bzw. großer technologischer oder organisatorisch-bürokratischer Konstruktionen indirekt erbracht werden soll.
Aus einer Rezension von Helmut Nolte: »Als wichtigste psychologische Grundlage des Abstraktionsprozesses hebt Claessens die Abspaltung der Emotionalität hervor. Sie kann mit der Entwicklung nicht schritthalten, bleibt vielmehr an die Konkretheit des übersichtlichen Gruppenraumes gebunden. Die Abstraktionsleistungen finden infolgedessen keine unmittelbare emotionale Fundierung mehr, sind angewiesen auf den imaginären bzw. projektiven Rückgriff auf das emotionale Repertoire der Vergangenheit; mit anderen Worten: sie verschaffen sich durch emotionale Täuschungen eine Pseudo-Motivation, indem sie das Abstrakte in die nicht mehr angemessenen Bilder des verlorenen Konkreten übersetzen. Claessens' Genealogie des Abstrakten läuft hinaus auf die Rekonstruktion der lebensfeindlichen Tendenzen einer Gegenwart, in der das Abstrakte seinen eigenen >analytischen Mythos< entwickelt und jene Innovationen, unter denen die Menschwerdung gelang, in ihr Gegenteil pervertiert; das >Körperausschaltungsprinzip<, das zunächst vom selektiven Anpassungsdruck und vom körperlichen Einsatz entlastete und dadurch Lebensmöglichkeiten freisetzte, schaltet den Menschen selbst aus und richtet sich gegen jene Klugheit, >die das gegenseitige Mäzenatentum des Menschen als notwendige Möglichkeit nicht fahrenlassen will<; es verkümmern die synthetischen Fähigkeiten, die sich im kommunikativen Realitäts- und Weltverhältnis entfalten.«
Inhalt
Vorwort I 11
Vorwort II 13
Einleitung 15
1. Die Zeiten und die Natur; Vorgaben und
soziobiologische Institutionen; der frühe Mensch, Bilanz 29
1.1 Die Zeiten und die Natur 29
1.2 Vorgaben und soziobiologische Institutionen;
Horde; Nische 32
1.3 Der frühe Mensch 37
1.3.1 Aufrechter Gang 37
1.3.2 Haut, Ausdrucksfähigkeit 39
1.3.3 Sprachfähigkeit 40
1.3.4 Das Gehirn 41
1.3.5 Bilanz: »Offenheit« 50
1.3.6 »Primitiv« 50
1.3.7 Hochsensibel, unsicher, verunsichert:
konkret und irritierbar 51
1.3.8 Hochlernfähig, formbar, mit unabgestimmtem
Zentralnervensystem; Problem der Motivation 55
2. Über biosoziologische Institutionen zum emotional-
evolutionären Endzustand? 60
2.1 Insulation als Nischentechnik und Produktivkraft
zur Menschwerdung 60
2.1.1 Das Körperausschaltungsprinzip.
Distanzierungstechniken schaffen neue feste Grenzen:
Die Gruppe autonomisiert sich 62
2.1.2 Künstliche Innenklimata und die Folgen I: 66
2.1.3 Folgen II: Primäre Vergesellschaftung, Identität,
Regelhaftigkeit, Ordnung, Nomos 69
2.2 Exkurs: Das weibliche Geschlecht: Emotionale
Stabilisierung des Nachwuchses in Offenheit 77
2.3 Primärstatus und Generationen; natürliche Ungleich-
heiten und emotionale Aufmerksamkeitsverteilung . . . 82
2.4 Grenze und Souveränität 84
2.5 Die - die Umwelt distanzierende - sich selbst
stabilisierende Insulationsgruppe als emotional-
evolutionärer Endzustand? - Bilanz 88
3. Das Konkret- Sinnliche und die Begrenztheit
des emotionalen Auffassungsvermögens des Menschen . 93
3.1.1 Das Naheliegende; »Ich«; Interesse 94
3.1.2 Die Ausdruckshaftigkeit der Welt. Der »sinnliche
Aufbau der Welt« 115
3.1.3 Die direkte Behandlung der Welt 117
3.1.4 Von der phylogenetischen und dann gruppen-
genetischen zur ontogenetischen Direktheit 119
3.1.5 Totale Motivation 121
3.1.6 Das Direkte motiviert direkt 122
3.2 Grenzen; die Tore der emotionalen Entfremdung . . . 128
3.2.1 Das Nicht-Be-greifbare 128
3.2.2 Verhältnis zur Zeit 131
3.2.3 Die Geschwindigkeitsproblematik 133
3.2.4 Hilflosigkeit gegenüber der Masse und Massen-
ereignissen; Naivität gegenüber kleinsten Größen . . . 134
3.2.5 »Abstrakta« 137
3.2.6 Intimität und Vorstellungsvermögen 140
3.3 Öffnung und Begrenzung - Bilanz 143
4. Das Fremde und das Indirekte: Genealogie
des Abstrakten 145
4.1.1 Das Beunruhigende, bewältigbar; Spiel;
Be-Merken der Umwelt 145
4.1.2 Das Abstrakte im Seltsamen; Traum, jenseitige Welt,
Doppelgänger und Tod 149
4.1.3 Das abstrakte Ferne 153
4.1.4 Das abstrakte Furchteinflößende 154
4.1.5 Das Abstrakte wird abgehoben; Indirektes Verhalten;
Erzähler und Beschwörer 156
4.2 Das Abstrakte, Indirekte, im Übergang 169
4.2.1 Sprache bei Beratungen; Jagd und »Männerstatus« . . . 170
4.2.2 Das Dorf; häuptlingslose oder Nicht-Häuptlings-
Gemeinschaften (non-kephale); der Sprecher;
die Bändigung des Auseinanderstrebenden auf der
Basis alter emotionaler Muster 176
4.2.3 Arbeit und Rhythmus; Initiation als Bindung
zentrifugaler Kräfte 189
4.2.4 Erweiterte Verwandtschaftssysteme; Inzestyerbot,
Exogamie, Totem und Tabu; nochmals »Arbeit«;
»Krieg« und »Häuptling auf Zeit« 193
4.2.5 Tausch und Gabe; Fernfahrt und Fernjagd; »Geld« . . 224
4.3 Die Erhöhung des Deutungsdrucks - Bilanz 231
5. Das reale Abstrakte 235
5.1 Die Groß-Siedlung - das triviale Abstrakte 239
5.2 Der Sonderfall: Explosion des Abstrakten durch
Überfremdung und Unterdrückung;
• Seßhafte und Konfliktfähige 245
5.3 Ackerbau und Fluß. Kontinuität im Rhythmus,
»Kultur«; das Einrangieren der Männer;
der Kampf der Geschlechter 253
5.4 Der Staat; zwangsläufige Hierarchisierung und
»Normen«; Frauentausch und Frauenopfer - Bilanz . . 262
6. Techniken der Verbindung des Abstrakten mit dem
Konkreten 288
6.1 Metaphern; Logiken 288
6.2 Der Mythos und das Heilige 292
6.3 »Institutionen« 298
6.4 Werkzeug, Maschine, Technik;
der »analytische Mythos« 303
7. Bilanz; Verlust der evolutionären und der konservativen
Reserven; Evolutionäre Klugheit und Zurücknahme . . 307
Anmerkungen 321
Literaturverzeichnis 361
Namenregister 380
Sachregister 386
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