Thiess, Frank,
Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas. Hamburg, Wien: Zsolnay, 1959. 927 Seiten mit Abbildungen auf n.p. Tafeln, Karten und Register. Leinen mit Schutzumschlag.
* Leicht gewolbt, schwache Gebrauchsspuren, Schutzumschlag ausgeleiert und mit Rissen, Exlibris auf dem Innendeckel.
Bestell-Nr.155608
Thiess |
Mittelalter |
Mediaevistik
FRANK THIESS
Die griechischen Kaiser
DIE GEBURT EUROPAS
Mit zahlreichen Kunstdruckbildern und 14 Karten
1.— 20. Tausend
„Das Reich der Dämonen" war der Roman eines Jahrtausends, in den „Griechischen Kaisern" behandelt der Verfasser nur die Zeitspanne von der Mitte des 6. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts. Diese sogenannten „dunklen Jahrhunderte" der abendländischen Geschichte sind allerdings solche von welthistorischer Bedeutung; nicht nur weil sie erfüllt sind von ungeheuerlichen Vorgängen, sondern in ihnen vollzog sich unter unsäglichen Leiden die Geburt Europas. Der Zusammenbruch des Imperiums Kaiser Justinians I., der Ansturm von Barbarenmassen aus dem Osten, der Einbruch der Langobarden in Italien, der fast sichere Untergang des Kaiserreichs durch die persische Großmacht, der wie ein Wunder wirkende Rückschlag und die Vernichtung des Sassanidenreichs, endlich das gewaltigste Ereignis der frühmittelalterlichen Geschichte: der Aufstieg der arabischen Weltmacht, ihr Kampf um Europa, dieser „erste hundertzwanzigjährige Weltkrieg der Geschichte", in dem es um Sein oder Nichtsein des christlichen Abendlandes ging — das alles vollzog sich in zwei Jahrhunderten, die das Bild der ehemals antiken Welt vollständig veränderten.
Das monumentale Werk ist mit wissenschaftlicher Akribie auf Grund sorgfältiger Kenntnis von Quellen und Fachschriften geschrieben und wirkt gleichwohl auf den Leser durch die eindringliche Kraft seines Vortrags wie ein erregender Roman.
Das Riesenepos des abendländischen Ringens um die Bewahrung seiner Kultur vor dem Vernichtungswillen fremder Völker steht beispielhaft vor uns als Zeichen eines heroischen Widerstandswillens, der sich durch keine Mißerfolge, auch nicht durch den Wahnwitz falscher Politik, zerbrechen ließ. Aber „Die griechischen Kaiser" sind durch die rücksichtslose Darstellung entsetzlicher Kriege — wie einst „Tsushima" —auch ein Werk, das dem Leser die Folgen des menschlichen Zerstörungstriebs erschütternd vor Augen führt.
„Die griechischen Kaiser" geben zum erstenmal in deutscher Sprache ein umfassendes Bild der politischen Geschichte des oströmischen Reichs. Wir erfahren von Kaisern, deren Leistungen infolge unserer einseitigen, westeuropäisch orientierten Geschichtsbildung versunken sind, von Feldzügen, die nur mit denen Alexanders des Großen und Julius Cäsars verglichen werden können, und von der Diplomatie und Zivilisation des byzantinischen Reichs, die uns geradezu beklemmend gegenwärtig anmuten. Der zweite Teil ist einem einzigen Kaiser gewidmet, der zu den genialsten Staatsmännern und Feldherren der Weltgeschichte gehört. So erschließt das vorliegende Werk, indem es ein fast unbekanntes Zeitalter aufdeckt, im Leser das Verständnis für das eigene, in dessen Mitte er steht: unaufhörlich überschneidet sich Fernstes und Nächstes, Vergangenes und Zukünftiges, und aus der Fülle menschlichen Leidens und der Tiefe seiner Höllen treten Gestalten vor uns hin, die ewige Gegenwart umwittert.
In keinem seiner geschichtsepischen Werke hat der Verfasser so einleuchtend den Beweis erbracht, daß „Vergangenheit" niemals vergeht und daß, was einst gewesen, sich immer wiederholt, wenn auch unter neuen Vorzeichen und veränderten Symbolen des Glaubens.
Urnschlagentwurt von Rudolf Geyer
Inhaltsverzeichnis