Gardi, René und Jolantha Neukom-Tschudi,
Felsbilder der Sahara im Tassili n’Ajjer. Bern: Hallwag, 1969. 6 Seiten Einleitung und 19 Tafeln mit ganzseitigem Beschrieb. Pappband (gebunden).
* Orbis Pictus; 52
Bestell-Nr.156761
Orbis Pictus |
Afrika |
Malerei |
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Felsbild
Einleitung
Trotz der umfangreichen Dokumentation, die über die nordafrikanischen Gebiete vorliegt, ist uns die Identifizierung jener Völker, Rassen und Kulturen, die uns ihr Kunstgut in Felsgravierungen und Felsmalereien hinterliessen, nur teilweise gelungen, und wir bemühen uns immer noch vergeblich um eine lückenlose chronologische Einordnung des verwirrenden Bildmaterials.
Dank der fundierten wissenschaftlichen Arbeiten des Italieners Fabrizio Mori (1959-1963) im Tadrart Akakus bei Rhat sind wir allerdings einen grossen Schritt weitergekommen. Ihm gelang es endlich, einen Zusammenhang zwischen Felsbildern und einer Ausgrabungsstätte in situ herzustellen: Ein abgesprengter Felsbrocken, den eine Malerei aus der Rinderzüchterepoche schmückte, wurde in einer Fundschicht entdeckt, die ausserdem Holzkohlenteile einer alten Feuerstelle enthielt. Durch Radiokarbonuntersuchungen konnte deren Alter auf ungefähr 4700 Jahre geschätzt werden. Damit haben wir einen Anhaltspunkt für die Datierung der Malereien der sogenannten Alten Rinderzüchter, die keinesfalls jünger als rund 4700 Jahre sind. In einer weiteren Fundschicht brachte man das Stirnbein eines Stiers (Bos brachyceros ) zutage, dessen Alter ungefähr 5900 Jahre beträgt. Die Studien des Italieners enthalten noch weitere Datierungen, wobei die älteste auf ungefähr 8000 Jahre angesetzt wird. Demnach hätten also schon 5 000 bis 6000 Jahre v. Chr. Menschen in jenen Gebirgsmassiven gelebt. Red. Samuel Hess, Comenius-Antiquariat.
Ferner ist es gelungen, wertvolle paläoklimatische Rückschlüsse zu ziehen. Pollenanalysen bestätigten eine mediterrane Vegetation, die einst die Gebirgszüge der inneren Sahara bedeckte und zu ihrem Gedeihen ein weit feuchteres Klima verlangte, als wir es heute dort vorfinden. Die Pollen entstammten einer Ablagerungsschicht, die auch Skelettreste von Rindern barg (Alter ca. 4800-5200 Jahre). Trotz dieser wertvollen Angaben, können wir nur eine grobmaschige Chronologie für die zahlreichen Felsbilderfunde aufstellen. Besonders schwierig ist es, zu einer Zeitfolge innerhalb der verschiedenen Epochen zu gelangen. Wohl können uns Stileigenheiten oder Stilwandlungen gewisse Hinweise liefern. Ob bestimmte Stilveränderungen aber auch mit ethnischen Veränderungen zusammenfallen und mit welchen, bleibt eine offene Frage.
Auf alle diese Schwierigkeiten muss hingewiesen werden, wenn man die wesentlichen Entwicklungen der Felskunst im Tassili beschreiben und eine summarische Chronologie aufstellen will.
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