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Kunsthaus Zuerich 1967 .:. Chagall

156780
Baumann, Felix Andreas [Red.], Chagall. Zürich 1967.
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Description
Baumann, Felix Andreas [Red.],
Chagall. Zürich: Kunsthaus, 1967. 48 Seiten Text + 40 s/w Abbildungen auf Tafeln. Kartoniert. Grossoktav. 494 g
* 6. Mai-30. Juli 1967. - Beigelegt: Artikel "Besuch bei Marc Chagall" - Umschlag schwach lichtrandig / gebräunt.
Bestell-Nr.156780
Kunsthaus Zuerich 1967 | Malerei | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog

Es gibt, von Chagall selbst erzählt, die Geschichte, wie der junge Mann, der nach Paris gekommen ist, um in dieser Metropole der Kunst zu sehen, zu lernen, Künstler zu werden, mit einem Kameraden im Louvre steht; um sich an den Wänden endloser Säle die Meisterwerke aller Zeiten, eine Fülle von Begabung, Können, Genie, überwältigend, beängstigend. Ist nicht alles schon getan, gesagt, mit vollkommener Meisterschaft? Der Begleiter faßt den Eindruck in Worte: Was wollen wir hier? Wie können wir hoffen, Vergleichbares zu schaffen? Laß uns verzichten, in die Heimat zurückkehren. Chagall, wohl nicht minder beeindruckt, hat den Pinsel nicht weggeworfen, ist nicht geflohen. Er hat, wenn auch wahrscheinlich oft von Zweifeln und Ängsten geplagt, gemalt, still und hartnäckig. Ahnte er wohl, daß es ihm gegeben sei, eine neue Welt zu schaffen, und daß es für einen Künstler darauf und nur darauf ankommt, wenn er neben den Werken der Vergangenheit und der Gegenwart bestehen will? Diese künstlerische Welt eröffnet sich uns heute, nach sechzig Jahren des Schaffens, als zauberhafte Landschaft, reich, vielfältig gestuft, unverkennbar einmalig, erfüllt von Träumen, die sich wandeln wie Wolkengestalten, Gebilde eines Lyrikers, eines Verliebten wohl auch, doch auch eines Leidenden und leicht Verletzlichen; Jugenderinnerungen aus Rußland, jüdische Überlieferung und persönliche Erlebnisse, die Welt der Bibel, Paris und Frankreich in traumhafter Verbindung und Durchdringung. So hat sie Eingang gefunden in das Bewußtsein der für Kunst Empfänglichen auf der ganzen Erde. Was bedeutet, daß der Künstler vermocht hat, das, was ihn bewegte, so hinzustellen, daß andere teil daran haben können, daß sie darin eingehen können. Doch schließt eine solche Präsenz in der Vorstellungswelt der Aufnehmenden die Gefahr in sich, daß das Bild vom Wesen des Künstlers sich allzusehr vereinfacht, allzusehr auf einen Nenner gebracht erscheint, so daß in gewissem Sinne jedes Einzelwerk des Künstlers die Gesamtvorstellung, die man sich von ihm macht, berichtigt oder bereichert. So wäre bei Chagall zu sprechen von dem eigentümlichen Humor, der vielen seiner Werke eigen ist und sich mit einem liebenswürdig kecken Spieltrieb verbinden mag, oder von seinen dunkeln und dramatischen Bildern, von seiner Teilnahme im Werk an den bösen Zeiten, die wir durchlebt haben, und darüber hinaus wohl auch an dem Bedrohenden, das immer in der Welt ist. Doch selbst in den beängstigenden Gestaltungen ist versöhnliches Licht, eine eigene Schönheit des Mitleidens. Wie denn das Religiöse in sehr vielen Schöpfungen des Künstlers gegenwärtig ist. Kein Wunder auf der andern Seite, daß ein in die Welt verliebter Träumer wie Chagall ein lebendiges Verhältnis zur Bühne haben muß und immer wieder die Gelegenheit ergriff, dem Theater zu dienen, von den frühen Versuchen in Rußland bis zu den Bühnenentwürfen der Zauberflöte in New York 1967. Wenn ein Künstler ein Lebensalter lang am Werke ist, ist es nur natürlich, daß auch dieses Werk selber Veränderungen durchmachen wird und muß. Doch wenn der Entwicklungsgedanke wohl ohnehin bei der Betrachtung eines künstlerischen OEuvres überschätzt wird, so gilt das vielleicht in besonders hohem Maß für Chagall, bei dem man eher von einem abwandelnden, unermüdlich suchenden und sich steigernden Kreisen um einzelne früh sich abzeichnende Themengruppen sprechen könnte, Themengruppen, die sich überschneiden, durchdringen und beeinflussen. Selbstverständlich, daß auch die künstlerischen Mittel gewissen Wandlungen in der Zeit unterworfen sind. So wäre es kurzsichtig, die — allerdings sehr persönliche - Auseinandersetzung des jungen Künstlers mit dem Kubismus, dem Fauvismus und anderen «revolutionären» Richtungen des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts zu übersehen, oder die Beruhigung, die in den zwanziger Jahren eintritt und die ebenfalls mit den allgemeinen Tendenzen jener Zeit parallel geht. Dann der neue Aufbruch in Zusammenhang mit den immer bedrohlicheren Ereignissen der dreißiger Jahre. Stärker jedoch als solcher Zeiteinfluß bleibt von Anfang an die eigene Sprache des Gefühls und Ausdrucks, die es dem Künstler ermöglichte, seine eigene Welt zu schaffen. Wenn wir es heute unternehmen, davon in einer Ausstellung einen Begriff zu geben, obgleich es sich ja, wie gerade die Schöpfungen der letzten Jahre erweisen, um nichts Abgeschlossenes handelt, so glauben wir, daß ein solches Vorhaben für sich selbst spricht. Seit der letzten Ausstellung im Kunsthaus 1951 ist eine Generation herangewachsen, die eine solche Gesamtschau nicht gesehen hat. Seit damals ist auch der Ruhm des Künstlers ins Weltweite gewachsen, was erfreulich ist, was aber unser Vorhaben nicht erleichtert hat, sind doch heute die Werke Chagalls über die Museen und Privatsammlungen der ganzen Erde zerstreut. Auch trennen sich die Sammler nur ungern von ihren wertvollen Bildern. Um so mehr freuen wir uns, daß sich so viele von ihnen entschlossen haben, uns zu helfen, den achtzigsten Geburtstag Chagalls würdig zu feiern. Dafür möchten wir ihnen herzlich danken. Ganz besonders freut uns und den Künstler selber, daß es möglich geworden ist, aus den russischen Museen Werke in die Ausstellung zu bekommen. Dafür möchten wir den Behörden der Sowjetunion, insbesondere dem Minister für Kultur, Frau E. Fourtsewa, unseren verbindlichsten Dank aussprechen. Dieser Dank gilt auch dem Chef des Eidgenössischen Politischen Departements, Herrn Bundesrat Dr. W. Spühler, der uns seine volle Unterstützung gewährte, ebenso wie seinen Mitarbeitern, sowie unserer Botschaft in Moskau und ganz besonders Herrn Botschafter A. Lindt. Eine dauernde Stärkung bei unserem Vorhaben aber bedeutete es, daß der Künstler selber unseren Plan billigte und uns so den Mut gab, ihn zu verwirklichen. Dabei erfreuten wir uns auch der vollen und tatkräftigen Unterstützung von Frau V. Chagall, die uns bei der Auswahl und in praktischen Fragen mit Rat und Tat zur Seite stand. Das selbe gilt für Frau Ida MeierChagall, deren freundschaftliche und aufmunternde Mitarbeit uns während der ganzen Vorbereitungszeit zur Verfügung stand. Das Vertrauen des Künstlers und seiner Familie verpflichtet uns, und so haben wir denn unsrerseits alles getan, eine des Meisters würdige Ausstellung zustande zu bringen.
R.Wehrli


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