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Carambolage .:. Biennale der Partnerregionen 1992
158457
Fischer, Sabine [Red.], Carambolage. Biennale der Partnerregionen 1. Baden Württemberg, Katalonien, Lombardei, Ontario, Rhône-Alpes. Baden-Baden 1992.
Temporarily closed
Nov 13-28, 2024
Description
Fischer, Sabine [Red.],
Carambolage. Biennale der Partnerregionen 1. Baden Württemberg, Katalonien, Lombardei, Ontario, Rhône-Alpes. Baden-Baden : Staatliche Kunsthalle, 1992. 6 Kataloge mit Abbildungen und Begleitheft. Kartoniert im illustrierten Schuber. 4to. 2675 g
* Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 5.9. - 25.10.1992. 1: Ange Leccia, Jean-Luc Vilmouth; 2: Robert Fones, Robin Collyer; 3: Gianni Colombo, Silvio Wolf; 4: Pere Noguera, Carles Pujol; 5: Alfonso Hüppi, Platino; 6: Dokumentation der Ausstellung.
Bestell-Nr.158457 | ISBN: 3-89322-258-8
Carambolage | Kunst | Arts | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog
Carambolage
1938 malte Man Ray eine surrealistische Szene: Ein Billardtisch ragt vom unteren Bildrand aus tief in eine flache Wüstenlandschaft. Als kantiges Ungetüm wächst er perspektivisch verzerrt in einen Himmel, der sich als bunte Theaterkulisse über fernen Bergen erhebt. Sechs aufgetürmte Wolkenbänke in fröhlichen Kinderzimmerfarben schwimmen im blassen Blau, während darunter drei Kugeln ihr einsames Carambolage spielen: zwei weiße und eine rote auf dem Olivgrün der Tischplatte. »La Fortune« hatte der Künstler sein Gemälde genannt; gewiß auch ein gutes Motto für unsere Biennale der Partnerregionen.
Doch gibt es über den glücklichen Zufall hinaus noch eine Reihe anderer Gründe, die zur Wahl dieses Titels und Motivs geführt haben. Eine Carambolage stiftet unter den beteiligten Kugeln immer neue Konstellationen; immer neue Anstöße formieren immer neue Ausgangspositionen. Es sind Wechselwirkungen, die sowohl krasse Widersprü-che, als auch parallele Intentionen, in jedem Fall aber lebendige Konfrontation aushalten. Dem professionellen Billardspieler wird auffallen, daß auf unserem grünen Tuch zwei Kugeln zuviel im Spiel sind. Doch mußte hier die Bildregie eine Unrichtigkeit in Kauf nehmen, um dem Gedanken der fünf Partnerregionen Rechnung zu tragen. Dieser absichtsvolle Eingriff in die Spielregeln ändert jedoch nichts daran, daß die klassische Form der Carambolage äußerste Präzision verlangt. Der Spieler benötigt langjährige Erfahrung, ist zwar stets bemüht, Zufälligkeiten auszuschließen, wird jedoch von diesen immer zum Nutzen oder Schaden überlistet werden. Seine Strategie bleibt dennoch äußerste Konzentration und einfühlsames Hantieren. Nur die Anstöße sind hörbar, das Rollen der Kugeln geschieht vollkommen geräuschlos, und im Gegensatz zum populä-ren Pool-Billard, bei dem die Bälle in dunklen Löchern verschwinden, bleiben sie hier in ihrer blanken Schönheit stets präsent.
So deutet der Titel auf eine programmatische Grundüberlegung: Das Zusammentreffen der unterschiedlichen künstlerischen Positionen in dieser Ausstellung entspringt kei-nerlei inhaltlichem Kalkül, wie etwa einer Auswahl nach bestimmten gemeinsamen Merkmalen. Derartige Kriterien wären künstliche Zutaten, Manipulationen, würden die Arbeiten sogleich in vorgefaßte Bahnen lenken und die Autonomie jedes einzelnen Beitrages unterwandern. Daher ist das Prinzip der Nichtvoraussehbarkeit, das Moment des zufälligen Aufeinandertreffens beabsichtigt. Der sich daraus ergebende Dialog erfährt keine falsche Einmischung und gibt jeder künstlerischen Artikulation den ihr gemäßen Raum. Ebenso liegt diesem Prinzip der Gedanke zugrunde, daß nicht ein Kurator für die Auswahl der Künstler verantwortlich ist, sondern für jede Region ein ausgewiesener Kenner der jeweiligen Kunstszene diese Aufgabe übernimmt. Entspre-chend ist die Heterogenität der gezeigten Konzepte gewollt. Fünf unabhängige »Paarun-gen« werden zum Spiel eingeladen, in dessen Verlauf sie nicht nur sich gegenseitig kennenlernen, miteinander kommunizieren oder in strenger Distanz für sich bestehen, sondern auch dem Besucher gegenüber am besten ihre Authentizität zur Geltung bringen können. Im Entscheidungsbereich der Kuratoren liegt jedoch nicht nur die Auswahl der Künstler. Innerhalb eines gemeinsam abgesteckten Rahmens sind sie auch für Gestal-tung und Redaktion des jeweils ihre Region repräsentierenden Katalogs verantwortlich —von den Abbildungen über die Texte bis hin zu den Übersetzungen. Auf diese Weise begleitet die Ausstellung ein fünfsprachiges Katalogkompendium, das, abgesehen von der eigentlichen Ausstellungsdokumentation, mit fünf Einzelbänden in das Werk der zehn beteiligten Künstler einführt.
Für ihr intensives Engagement bei Ausstellung und Katalog danke ich ganz besonders Teresa Camps i Miro (Professorin für Zeitgenössische Kunst, Universitat Autorlama de Barcelona, Katalonien), Rosalba Tardito (Oberkonservatorin des Ministero dei Beni Culturali e Ambientali Roma, Sektion Norditalien, Lombardei), Philip Monk (Kurator für Zeitgenössische Kanadische Kunst, Art Gallery of Ontario, Ontario) und Adelina von Fürstenberg (Direktorin des Centre National d'Art Contemporain de Grenoble—Maga-sin, Rhöne-Alpes). In erster Linie aber gilt unser Dank den Künstlern: Alfonso Hüppi, Platino, Pere Noguera, Carles Pujol, Gianni Colombo, Silvio Wolf, Robin Collyer, Robert Fones, Ange Leccia und Jean-Luc Vilmouth. Nicht zuletzt allerdings hängt ein solches fünfsprachiges Unternehmen an einer zuverlässigen Organisation; dafür und für die Gesamtredaktion des Kataloges gilt mein Dank hier am Hause Sabine Fischer sowie Gerhard Köhler für die Koordination und Betreuung der Katalogherstellung.
Jochen Poetter Leiter der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden Kurator für das Land Baden-Württemberg
Carambolage. Biennale der Partnerregionen 1. Baden Württemberg, Katalonien, Lombardei, Ontario, Rhône-Alpes. Baden-Baden : Staatliche Kunsthalle, 1992. 6 Kataloge mit Abbildungen und Begleitheft. Kartoniert im illustrierten Schuber. 4to. 2675 g
* Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 5.9. - 25.10.1992. 1: Ange Leccia, Jean-Luc Vilmouth; 2: Robert Fones, Robin Collyer; 3: Gianni Colombo, Silvio Wolf; 4: Pere Noguera, Carles Pujol; 5: Alfonso Hüppi, Platino; 6: Dokumentation der Ausstellung.
Bestell-Nr.158457 | ISBN: 3-89322-258-8
Carambolage | Kunst | Arts | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog
Carambolage
1938 malte Man Ray eine surrealistische Szene: Ein Billardtisch ragt vom unteren Bildrand aus tief in eine flache Wüstenlandschaft. Als kantiges Ungetüm wächst er perspektivisch verzerrt in einen Himmel, der sich als bunte Theaterkulisse über fernen Bergen erhebt. Sechs aufgetürmte Wolkenbänke in fröhlichen Kinderzimmerfarben schwimmen im blassen Blau, während darunter drei Kugeln ihr einsames Carambolage spielen: zwei weiße und eine rote auf dem Olivgrün der Tischplatte. »La Fortune« hatte der Künstler sein Gemälde genannt; gewiß auch ein gutes Motto für unsere Biennale der Partnerregionen.
Doch gibt es über den glücklichen Zufall hinaus noch eine Reihe anderer Gründe, die zur Wahl dieses Titels und Motivs geführt haben. Eine Carambolage stiftet unter den beteiligten Kugeln immer neue Konstellationen; immer neue Anstöße formieren immer neue Ausgangspositionen. Es sind Wechselwirkungen, die sowohl krasse Widersprü-che, als auch parallele Intentionen, in jedem Fall aber lebendige Konfrontation aushalten. Dem professionellen Billardspieler wird auffallen, daß auf unserem grünen Tuch zwei Kugeln zuviel im Spiel sind. Doch mußte hier die Bildregie eine Unrichtigkeit in Kauf nehmen, um dem Gedanken der fünf Partnerregionen Rechnung zu tragen. Dieser absichtsvolle Eingriff in die Spielregeln ändert jedoch nichts daran, daß die klassische Form der Carambolage äußerste Präzision verlangt. Der Spieler benötigt langjährige Erfahrung, ist zwar stets bemüht, Zufälligkeiten auszuschließen, wird jedoch von diesen immer zum Nutzen oder Schaden überlistet werden. Seine Strategie bleibt dennoch äußerste Konzentration und einfühlsames Hantieren. Nur die Anstöße sind hörbar, das Rollen der Kugeln geschieht vollkommen geräuschlos, und im Gegensatz zum populä-ren Pool-Billard, bei dem die Bälle in dunklen Löchern verschwinden, bleiben sie hier in ihrer blanken Schönheit stets präsent.
So deutet der Titel auf eine programmatische Grundüberlegung: Das Zusammentreffen der unterschiedlichen künstlerischen Positionen in dieser Ausstellung entspringt kei-nerlei inhaltlichem Kalkül, wie etwa einer Auswahl nach bestimmten gemeinsamen Merkmalen. Derartige Kriterien wären künstliche Zutaten, Manipulationen, würden die Arbeiten sogleich in vorgefaßte Bahnen lenken und die Autonomie jedes einzelnen Beitrages unterwandern. Daher ist das Prinzip der Nichtvoraussehbarkeit, das Moment des zufälligen Aufeinandertreffens beabsichtigt. Der sich daraus ergebende Dialog erfährt keine falsche Einmischung und gibt jeder künstlerischen Artikulation den ihr gemäßen Raum. Ebenso liegt diesem Prinzip der Gedanke zugrunde, daß nicht ein Kurator für die Auswahl der Künstler verantwortlich ist, sondern für jede Region ein ausgewiesener Kenner der jeweiligen Kunstszene diese Aufgabe übernimmt. Entspre-chend ist die Heterogenität der gezeigten Konzepte gewollt. Fünf unabhängige »Paarun-gen« werden zum Spiel eingeladen, in dessen Verlauf sie nicht nur sich gegenseitig kennenlernen, miteinander kommunizieren oder in strenger Distanz für sich bestehen, sondern auch dem Besucher gegenüber am besten ihre Authentizität zur Geltung bringen können. Im Entscheidungsbereich der Kuratoren liegt jedoch nicht nur die Auswahl der Künstler. Innerhalb eines gemeinsam abgesteckten Rahmens sind sie auch für Gestal-tung und Redaktion des jeweils ihre Region repräsentierenden Katalogs verantwortlich —von den Abbildungen über die Texte bis hin zu den Übersetzungen. Auf diese Weise begleitet die Ausstellung ein fünfsprachiges Katalogkompendium, das, abgesehen von der eigentlichen Ausstellungsdokumentation, mit fünf Einzelbänden in das Werk der zehn beteiligten Künstler einführt.
Für ihr intensives Engagement bei Ausstellung und Katalog danke ich ganz besonders Teresa Camps i Miro (Professorin für Zeitgenössische Kunst, Universitat Autorlama de Barcelona, Katalonien), Rosalba Tardito (Oberkonservatorin des Ministero dei Beni Culturali e Ambientali Roma, Sektion Norditalien, Lombardei), Philip Monk (Kurator für Zeitgenössische Kanadische Kunst, Art Gallery of Ontario, Ontario) und Adelina von Fürstenberg (Direktorin des Centre National d'Art Contemporain de Grenoble—Maga-sin, Rhöne-Alpes). In erster Linie aber gilt unser Dank den Künstlern: Alfonso Hüppi, Platino, Pere Noguera, Carles Pujol, Gianni Colombo, Silvio Wolf, Robin Collyer, Robert Fones, Ange Leccia und Jean-Luc Vilmouth. Nicht zuletzt allerdings hängt ein solches fünfsprachiges Unternehmen an einer zuverlässigen Organisation; dafür und für die Gesamtredaktion des Kataloges gilt mein Dank hier am Hause Sabine Fischer sowie Gerhard Köhler für die Koordination und Betreuung der Katalogherstellung.
Jochen Poetter Leiter der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden Kurator für das Land Baden-Württemberg
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