Schwarz, Dieter [Red.],
Christian Lindow. 1945 - 1990. Winterthur: Kunstmuseum [u.a.], 1995. 94 Seiten mit Abbildungen. Englische Broschur. 4to 280 x 210 mm.
* Kunstmuseum Winterthur, 25. März bis 21. Mai 1995, Lindenau-Museum, Altenburg, 14. Januar bis 11. März 1996, Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds, 1. April bis 19. Mai 1996. Konzeption und Red. des Katalogs Dieter Schwarz. - Stempel auf dem Vortitelblatt.
Bestell-Nr.158825 | ISBN: 3-906664-01-5 | 978-3-906664-01-9
Christian Lindow |
Malerei |
Biographien Kunst |
Kuenstlermonographien |
Christian Lindow
Vorwort
Gegen Ende der sechziger Jahre kam der 1945 in Altenburg bei Leipzig geborene Christian Lindowaus Mannheim, wo er Skulptur studiert hatte, nach Bern. In diesem selbstgewählten Exil, in der Isolation von seiner früheren Umgebung — Umstände, die ihm wohl in mancher Hinsicht entsprachen —, entstand in der Folge sein Werk, das durch Ausstellungen in der Berner Kunsthalle, aber auch durch seine Teilnahme an der Documenta von 1982 bekannt wurde. Nachdem Christian Lindow 1990 tödlich verunfallte, gibt diese Ausstellung erstmalseinen Überblick übersein Schaffen; ihr voran ging eine Hommage à Lindow, die der FRAC de Bourgogne im Sommer 1991 in Dijon veranstaltete.
Gezeigt wird eine Auswahl von Gemälden, Malereien auf Papier, Monotypien und druckgraphischen Blättern aus den siebziger, vor allem aber aus den achtziger Jahren. In Bern hatte Lindow Mitte der siebziger Jahre mit ersten Zeichnungen begonnen, die den Auftakt für eine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei bilden. Es ist eine Malerei, die erst einen spontanen, expressiven Eindruck vermittelt; in den Werkgruppen, die sich beinahe seriell mit gleichbleibenden Motiven beschäftigen, wird jedoch deutlich, dass Lindow nicht der einmaligen Geste, sondern einer beinahe analytischen Betrachtung verpflichtet ist. Der gelernte Bildhauer betrachtete sein neues Metier, die Malerei, als nie zu Ende gebrachtes Erkunden eines Arbeitsfeldes. Malerei scheint für Lindow fortwährende Aneignung von Inhalten und Ausdrucksmitteln bedeutet zu haben, getragen von insistierender Selbstkritik, aber auch von Ironie. Lindows Bewusstsein dafür, dass er sich zwischen den Generationen der etablierten Künstler bewegte, war scharf: er war um zehn Jahre jünger als die Generation von Baselitz und Richter, aber zu nahe bei diesen Künstlern, um ihr Schüler zu sein. Spürbar bleibt jedenfalls stets eine kritische Distanz zu seiner künstlerischen Umgebung, aber auch gegenüber seinen bewusst banalen Motiven —den Badenden, Hausfassaden, Blumen —, die er oft ausgehend von unscheinbaren Photodokumenten malte. Die nervöse, äusserst angespannte Bewegung von Pinsel oder Stift, die Lindows Arbeit kennzeichnete, schlug, besonders in den letzten Werken, den grossen Zwetschgen- und Äpfelbildern, unversehens in eine wie selbstverständlich scheinende, grosszügige Gelassenheit um. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatte wohl die Druckgraphik: 1987 begann Lindow mit einer Folge von Radierungen und setzte diese Arbeit 198889 mit einer beeindruckenden Serie von Lithographieunikaten fort. Obwohl Christian Lindow zu Lebzeiten in der Schweiz und in Deutschland, aber auch in Frankreich verschiedentlich ausgestellt hatte, war seine Arbeit in seiner engeren Heimat unbekannt geblieben. So freut es uns besonders, dass diese Ausstellung nun ins Lindenau Museum in Altenburg geht und dass auf diese Weise Beziehungen wieder aufgenommen werden, die 1961 nach Lindows Übersiedlung in den Odenwald abgebrochen sind. Tatsächlich sind in Altenburg aber Erinnerungen erhalten geblieben, und so erinnert ein Beitrag in diesem Katalog an die Thüringer Jahre des Schülers Lindow.
Wir danken der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia dafür, dass sie mit einem Beitrag die Präsentation der Ausstellung in Altenburg unterstützt. Aber auch den Leihgebern danken wir für ihr Entgegenkommen und besonders den Betreuern von Christian Lindows Nachlass, Johannes Gachnang und der Galerie Erika und Otto Friedrich in Bern. Unser Dank geht aber auch an alle jene, die mit Hinweisen und Ratschlägen zu Katalog und Ausstellung beigetragen haben — besonders an Valgerda Baumann und Peter Krebs. Es ist selten, dass für einen Katalog so zahlreiche und verschiedene Autoren zusammenkommen, die sich jeweils in ihrer eigenen Sprache äussern; verbunden sind sie durch die Freundschaft mit dem verstorbenen Künstler, den wir mit dieser Ausstellung ehren.
Dieter Schwarz Kunstmuseum Winterthur
Jutta Penndorf Lindenau Museum, Altenburg
Edmond Charriere Musee des Beaux Arts, La Chaux de Fonds