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Kunstmuseum Basel .:. Joseph Beuys

159176
Koepplin, Dieter [Red.], Joseph Beuys. Werke aus der Sammlung Karl Ströher. Basel 1969.
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Description
Koepplin, Dieter [Red.],
Joseph Beuys. Werke aus der Sammlung Karl Ströher. Basel: Kunstmuseum, 1969. 56, 54 Seiten mit Abbildungen. Broschur. 4to. 296 x 210 mm. 478 g
* Kunstmuseum Basel, Emanuel Hoffmann-Stiftung, 16. Nov. 1969 - 4. Jan. 1970. - Gebrauchsspuren, Umschlag etwas lichtrandig / gebräunt und fleckig, Name auf dem Titelblatt, stellenweise Anstreichungen mit Kugelschreiber.
Bestell-Nr.159176
Kunstmuseum Basel | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog | Kuenstlermonographien | Joseph Beuys

Zur Ausstellung
Es gibt viele Möglichkeiten, dem direkten Anspruch der Kunst auszuweichen. Kunstwerke können zu bloßen Belegen von kunstgeschichtlichen Positionen werden, zur Dekoration, zur stimmungsvollen Lebensbegleitung. Manche von ihnen kommen diesem Willen entgegen: Werke, die sich darin erschöpfen, eine proklamierte Stilphase zu vertreten und andere, die gerade nur einen wohldosierten Reiz vermitteln. Aber auch Werke von stärkerer Aussagekraft vermag der heutige Kunstkonsum scheinbar in Prestige-Zeichen und unverbindlichen Schmuck zu verwandeln. Diesem Mißbrauch entzieht sich allein eine Kunst, die ihr Funktionsfeld radikal erweitert und so der geistigen Wirkung eine neue Unmittelbarkeit gibt.
Bei Beuys ist das der Fall. Darum dann die scharfe Reaktion, welche seine Kunst hervorruft, überall wo sie gezeigt wird. Wir haben diese Reaktion in Basel vor ein paar Monaten bei der Ausstellung erlebt, in der Zeichnungen und kleine Objekte des Künstlers, also im Format bescheidene, alles andere als laut sich gebärende Werke zu sehen waren. Auch diese Werke wurden, in Notizen, die uns die Besucher hinterließen, mit allen jenen Ausdrücken bedacht, die der Zorn darüber eingibt, nicht auf festen Geleisen dem wohltemperierten Kunstgenuß entgegenfahren zu dürfen, sondern unvorbereitet der Kunst und ihrem direkten Anspruch standhalten zu müssen. Bei der jetzigen Ausstellung muß man ähnliche und wahrscheinlich noch schärfere Reaktionen erwarten.
Manche Besucher werden fragen, ob im Kunstmuseum Basel mit seinen Konrad Witz und Holbein, seinen Picasso und Klee eine Ausstellung, die sich der konventionellen Vorstellung von Kunst so wenig fügt, überhaupt stattfinden dürfe. Falls wir das Museum als einen Tempel betrachten, der Verehrung unnahbar-hoher, ein für allemal geprägter Kunst geweiht, dann heißt die Antwort nein. Falls wir aber davon überzeugt sind, daß alle ältere Kunst nur Kunst sei, insofern sie heute wirke, von neuer, erneuerter Bedeutung jeden Tag, dann müssen wir der Konfrontation zustimmen. Auch darf man nicht vergessen, daß viele Meisterwerke neuerer Kunst nur darum im Museum bewundert werden können, weil einmal ein Sammler und späterer Schenker oder diejenigen, welche die Ankaufsentscheidung für das Museum trafen, entgegen aller öffentlichen Meinung das aktuelle Kunstwerk ernst genommen haben. Das gilt besonders für die im Kunstmuseum deponierte Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung, welche nach ihren Statuten Werke von Künstlern kauft, «die sich neuer, in die Zukunft weisender, von der jeweiligen Gegenwart noch nicht allgemein verstandener Ausdrucksmittel bedienen». Mit der Veranstaltung der jetzigen Ausstellung handelt die Emanuel Hoffmann-Stiftung getreu diesem Prinzip ihrer Sammlungspolitik. Sie hat schon seit bald dreißig Jahren das moderne Gesicht der ausgestellten Sammlung entscheidend mitbestimmt und wirkt nun mit der Beuys-Ausstellung in der selben Richtung. Denn dieses Oeuvre von höchster Aktualität wird im Museum jenen immer wieder notwendigen Anstoß zur Überprüfung aller Wertrelationen schaffen, auf dem die Lebendigkeit jeder öffentlichen Sammlung beruht. Was wir der Emanuel Hoffmann-Stiftung und ihrer Präsidentin, Frau Maja Sacher, verdanken, ist also nicht nur als isolierte Veranstaltung zu werten, sondern auch als Hilfe auf dem Weg zum wirklich heutigen Museum.
Warum ist dieser Anstoß besonders vom Werk von Beuys zu erwarten? Die Antwort ist die gleiche, wie diejenige auf die Frage: Warum provoziert es so erregte Ablehnung (oder auch so besonders enthusiastische Zustimmung)? Alles künstlerische Tun bei Beuys ist unmittelbar auf Lebenswirkung angelegt und beansprucht Verbindlichkeit für das Leben. Dieser Anspruch kennzeichnet alles, was er schuf, von den subtilen Zeichnungen der Nachkriegszeit bis zum «Ake pack», dem VW-Bus mit den Schlitten am Kölner Kunstmarkt. Jeder Schritt, jede Veränderung der äußeren Form des Kunstwerks ist davon bedingt: Die Erweiterung des Begriffs der Plastik, die Wahl neuer Materialien, der Vorstoß zur zeitlichen Form in den Aktionen. Man darf die Filzstapel, die Elektroden, die Kupferplatten, die Fettecken, die toten Tiere, die Aktionsereignisse nicht als kuriose ästhetische Sonderleistungen nehmen. Weil unsere Gesellschaft sich des Kunstwerkes in seinen alten Formen bemächtigt und seine Verbindlichkeit, die zur Kunst wesentlich gehört, geschwächt hat, mußte das Weiterdenken der künstlerischen Fragen mit anderen Mitteln und in anderen Formen erfolgen. Deren künstlerische Notwendigkeit ist nicht allein formal zu fassen, sondern ordnet sich der Hauptfunktion unter, die dem Kunstwerk zukommt: Beim Menschen geistige Prozesse in Gang zu setzen, das Bewußtsein zu stärken und zu entwickeln. Das heißt aber keineswegs, daß sich die Information auf Begriffliches reduzieren ließe. Selbst die kulturphilosophischen Grundmuster einiger Aktionen bilden nur die eine Dimension einer äußerst komplexen Mitteilung, «die sich rational nicht sagen, aber rational machen läßt».
In Interviews hat Beuys über seine Kunst und die pädagogische Tätigkeit, die sich daran anschließt, Auskunft gegeben. Für alle, die von der Kunst Beuys' betroffen sind und zu einem volleren Verständnis gelangen möchten und für alle, die für die erste Auseinandersetzung eine Hilfe benötigen, veröffentlichen wir in diesem Katalog eine Anzahl solcher Interviews, zusammen mit anderen Texten von Beuys und einigen wichtigen fremden Aeußerungen über sein Werk.
Franz Meyer
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