• Non EU

Killer .:. Rene Kueng

159187
Küng, René, Provenzalische Notizen - in Stein notiert. Basel 1986.
CHF18.00
Quantity

  Privacy

I sell books, not your data

  Shipping Costs

No deliveries to the EU!

  Google Mail

Gmail is blocking my automatic replies - communication with Gmail users is restricted

Description
Küng, René,
Provenzalische Notizen - in Stein notiert. Basel: "zem Specht", 1986. 12 Seiten mit Abbildungen. Broschiert mit Klammerheftung. 4to quer. 209 x 280 mm. 85 g
* Text: Peter Killer, Gestaltung: Walter Bosshardt: Ausstellung Galerie "zem Specht" Basel, 22. Mai - 28. Juni 1986.
Bestell-Nr.159187
Killer | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog | Bildhauerei | Plastik | Sculpture

René Küngs Schaffen veränderte sich damals, als er in den Freibergen einen zweiten Wohn- und Arbeitsplatz zur Verfügung hatte. Die Juratannen boten ihm Material und Anregungen in Hülle und Fülle. Seit 1982 besitzen Silvia und René Küng am Rand des Plateau de Vaucluse, zwischen Weingärten und Rosmarinwildnis, ein einfaches Steinhaus, unweit eines stillen Bilderbuchstädtchens.
In den neuen Helvetiern steckt immer noch die Sehnsucht nach dem Süden, die die alten bis Bibracte trieb. Beim zweiten Vorstoss schlug sie kein Cäsar zurück. — Die Liebe zur Provence gehört zu den Künstler-Attributen wie einst der Deux-Chevaux und die Baskenmütze. Ich kenne nur einen einzigen Künstler, der geradewegs erklärt, mit Südfrankreich nichts anfangen zu können und dem Mythos des unteren Rhone-Tales völlig zu misstrauen, Spanien und Mittelitalien vorzuziehen. Die Zahl der malenden Provence-Liebhaber ist unendlich gross, klein aber die Zahl jener Künstler, bei denen dort geschah, was bei Van Gogh im lebensbedrohenden Exzess passierte, nämlich eine leidenschaftliche, radikale Erneuerung der Kunst aufgrund lokaler Naturimpulse. Nun wäre es völlig unverhältnismässig, Van Goghs Provence-Erlebnis mit jenem des schalkhaften, von alemannischer Heiterkeit getragenen René Küng zu vergleichen. Zu gross sind die Mentalitätsunterschiede. Aber eines gilt auch für René Küng: die Provence hat seinem Schaffen eine Richtung verliehen, die es sonst nicht genommen hätte. Das Plateau de Vaucluse ist ein wild zerklüftetes Kalkgebirge mit kargem Unterholzbewuchs, in dem noch vor nicht allzu langer Zeit Wölfe hausten. Nicht nur die Autostrassen, sondern auch die Fusswege hören meist schon am Rand dieser Berge auf. Am besten kommt da das Wasser durch: in geheimnisvollen Gängen weit unter dem heissen Tag fliesst das Wasser der Sorgue durch das Kalkgestein.
Der Kalk — als geschichtetes Ablagerungsgestein — verwittert hier häufig in flachen Scherben. Auf den ersten Blick kompakt erscheinende Steine zerfallen in der Hand, blättern sich in Teilscheiben auf. Die überall vorkommenden, selbst rund ums Haus auffindbaren Kalkplatten und -plättchen forderten René Küng zu Arbeiten in der Übergangszone von Zwei- und Dreidimensionalität auf, liess Arbeiten entstehen, die fast so folgerichtig aufs Material reagieren wie die falschen Gewölbe der Bories, die steinernen Bienenkorbhütten der Vaucluse-Bauern und -Hirten.
Ein zweiter Impuls prägt René Küngs neues Schaffen in Stein. Fasziniert vom Licht-Schatten-Spiel der Mauerdurchbrüche in Romanischen Kirchen, aber auch in Burgen, Schlössern und bäurischen Bauten der Provence, begann er den Stein scherenschnittartig zu schneiden. Diese Arbeiten spiegeln sowohl das Erlebnis des Blickes vom dunkeln Innen ins gleissendhelle Aussen als auch die Auseinandersetzung mit von einfachen Lisenen und Blenden akzentuierten Fassaden.
Drittens sind viele motivische Anregungen aus der Provence auszumachen. Das romanische Portal, die Ziege, die Zikade, das überwachsene Fenster, die Trockenmauer — das sind Eindrücke aus René Küngs unmittelbarstem Lebensbereich.
Das Bild vom Rucksackzimmermann, das ich einmal auf René Küng angewandt habe, stimme nun nicht mehr, erklärte er mir beim kürzlichen Atelierbesuch und wies auf die zum Teil voluminösen, im Vergleich zu den Holzarbeiten nicht mehr so leicht transportierbaren Werke aus Stein. Doch: wie der Rucksackzimmermann braucht auch der Steinskulpteur René Küng nur wenige und sehr einfache Werkzeuge. Diese Voraussetzung — eher Resultat praktischen Sinns denn ideologisches, fortschrittsfeindliches Dogma — hat das provenzalische Schaffen erst möglich gemacht. Das Vaucluse-Atelier ist eher ein Geräteschuppen oder Gartenhäuschen als das, was man sich unter dem Arbeitsraum eines Bildhauers vorstellt.
René Küng misstraut den hochtechnisierten Hilfsmitteln, die heute dem Bildhauer zur Verfügung stehen. Er benutzt sie nur, wenn sich ihr Einsatz wirklich aufdrängt. Die wichtigsten Werkzeuge, die René Küng für seine neuen Arbeiten braucht, haben unter einem Autositz problemlos Platz. Da liegt ein Messer, mit dem sich der Stein schaben und ritzen lässt, da gibt es einen Drillbohrer, mit dem sich der Stein durchlöchern lässt, und da ist ein Sägedraht, zu dem sich René Küng nach dem alten Muster der Holzersäge eine Spann- und Haltevorrichtung angefertigt hat, (Ob er auch Skinenbücher mit Spiralheftung in den Süden fährt, weiss ich nicht. Ausser Zweifel steht, die Ausstellung beweist es, dass er solche aus Stein zurückfährt.)
René Küng nennt als sein Handwerkervorbild nicht einen besonders virtuosen Künstler, sondern die gute Hausfrau, die mit einem Minimum an Geräten die verschiedensten Arbeiten ausführen kann, indem sie die Hilfsmittel phantasievoll einsetzt und bei Bedarf umfunktioniert. Technisch ambitiöse Skulpturen spart er sich auf sein Schönenbucher Atelier auf, dort steht ihm u. a. auch eine Trennscheibe zur Verfügung.
Die Provence sei eine Landschaft, in der das Trockene und Spröde mit dem Sinnlichen und Warmen verschmelze, ist geschrieben worden. Das gilt auch für die neuen Arbeiten in Stein von René Küng.
Peter Killer
Product Details
159187
1 Item