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Grochtmann .:. Mit Feder und Pinsel

158598
Grochtmann, Ulrich [Hrsg.], Mit Feder und Pinsel gegen Volksverdummung, Diktatur und Krieg". Grafiken aus der Tschechoslowakei von 1927-1938. Dortmund [1988].
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Description
Grochtmann, Ulrich [Hrsg.],
Mit Feder und Pinsel gegen Volksverdummung, Diktatur und Krieg". Grafiken aus der Tschechoslowakei von 1927-1938. 1. Auflage. Dortmund : Čapek-Verlag - Grafenau, [1988]. 80 Seiten mit Abbildungen und Literaturverzeichnis. Broschur. 297 x 210 mm.
* Herausgeber: Čapek-Gesellschaft für Völkerverständigung u. Humanismus e.V.. Mit Erl. von Ulrich Grochtmann u. Beitr. von Uta Ranke-Heinemann u. Erhard Eppler.
Bestell-Nr.158598 | ISBN: 3-925447-032 | 978-3-925447-03-7
Grochtmann | Politik | Zeitgeschichte | Graphik | Graphic Art | Tschechien | Slowakei | Tschechoslowakei | Karikaturen

Vorwort
Der vorliegende Band enthält Grafiken, die in de Zeit von 1927-1938 in der CSR entstanden; Es handelt sich um Karikaturen von Eric Godal (Pseudonym für Erich Goldbaum, geb 1899), Bedfich Fritt (eigentlich Friedrich Taussig), Antonin Pelc (1897-1967), Franticek Bidlo (1895-1945) und Josef Capek (1887-1945). Mögen diese Grafiker auch manche politisch. ideologischen Streitfragen miteinander auszufechten gehabt haben, es verband sie jahrzehntelang das Prinzip, ihre Kunst in den Dienst humanistischer Zielsetzungen zu stellen und mit Feder und Pinsel Volksverdummung und Diktaturen zu bekämpfen und ebenso — in herausfordernder und aufrüttelnder Art — auf Kriegsgefahren zu verweisen, die sich deutlich abzeichneten, nur allzu oft aber von maßgeblichen Stellen verharmlost oder aber bereitwillig ignoriert wurden. Das Werk dieser Grafiker wird bis heute kaum gewürdigt; zumindest nicht in einer ihrem Vermächtnis entsprechenden Art. So wurde und wird Antonin Pelc wiederholt von Organen der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPÖ) vereinnahmt und beispielsweise als "Verdienter Künstler" gefeiert; in erster Linie aber auf Grund von Karikaturen die — nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und oftmals durch brutal-naive Pauschalurteile aus der Zeit des "Kalten Krieges" geprägt — bei weitem nicht jenes künstlerische Niveau erreichten wie Pelc' bissige und bittere Karikaturen aus der Zwischenkriegszeit. Sie halten beispielsweise keinen Vergleich mit der Aussagekraft jener Karikaturen aus, die in den Jahren 1933 und 1934 im Prager "Simpl" erschienen, einer "Satirischen Wochenschrift", die zeitweilig auch unter dem Namen "Simplicus" erschien, und die der KPÖ nahestand. Erst 1958 erschien ein umfangreicher Band mit Karikaturen Franticek Bidlos als "Bidlova-Citane" (Bidlo-Lesebuch). Diese Sammlung war alleriings nur kurze Zeit auf dem Büchermarkt und wurde danach nie wieder verlegt.
Die Zeichner der vorliegenden Karikaturen — wovon die meisten in dieser Mappe erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen — werden in derzeitigen und früheren Lexika kaum oder gar nicht erwähnt. Da sind die Namen Eric Godal (Goldbaum) und Bedrich Fritta (Friedrich Taussig) weder in derzeitigen noch früheren deutschsprachigen Nachschlagewerken, noch in entsprechenden Lexika aus der CSSR und der CSR zu finden. Dabei hatte sich Godal bereits während der zwanziger Jahre in Deutschland einen Namen gemacht und wirkte in den dreißiger Jahren — als ausgebürgerter Deutscher — am Prager "Sozialdemokrat", dem seit 1921 erscheinenden "Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik", wie auch als Redakteur des schon erwähnten "Simpl". Als bissiger Karikaturist des "Simpl" und anderer Organe wurde während der Zwischenkriegszeit Bedrich Fritta bekannt. Die Tatsache, daß das Werk dieser Grafiker zum Teil immer noch — in West und Ost — ignoriert wird, erscheint umso bedauerlicher, ja peinlicher und beunruhigender, da Bidlo, Fritta und Capek ihr langjähriges humanistisches Engagement mit ihrem Leben bezahlen mußten. Franticek Bidlo — einstmals verantwortlicher Redakteur des "Simpl" und, wie Antonin Pelc, ebenso Karikaturist von "Bude prävo" (Rotes Recht), dem Zentralorgan der KPC, und gleichzeitig als Grafiker von "Trn" (Der Dorn) und anderen links orientierten Organen bekannt — wurde noch im Januar 1945 verhaftet, nach Theresienstadt verschleppt und verstarb schließlich am 9. Mai 1945.
Bidlo hatte im Jahre 1934 die Tendenz einer weltweit beachteten Ausstellung "Das Dritte Reich in der Karikatur" maßgeblich bestimmt; und ebenso hatte er an dem Entstehen des gleichnamigen Buches — mit Vorbemerkungen von Heinrich Mann und Henri Barbusse — entscheidenden Anteil gehabt.
1941 wurde Bedrich Fritta verhaftet und nach Theresienstadt deportiert; er ist 1944 in Auschwitz umgekommen. In Theresienstadt malte er Bilder "Für Tommy", für seinen 1941 geborenen Sohn, der dieses Buch frei Jahre später im Getto von Theresienstadt als 3eschenk erhielt, und noch im selben Jahr — vohl als jüngster politischer Gefangener — eingekerkert wurde.
homas Fritta — der einzige Überlebende seiner Familie — bekam dieses Bilderbuch 1959, als er sein 18. Lebensjahr vollendete, ein zweites Mal geschenkt. Häftlinge aus Theresienstadt hatten es — im Juni 1944, kurz vor Beginn ihrer Verhöre durch die SS — in Sackleinen genäht und eingemauert. 1985 ist dieses Bilderbuch im NeskeVerlag in Pfullingen erschienen. Wie Thomas Fritta — der heute in Mannheim lebt — erklärte, spürt er durch dieses Buch "Trost und Vermächtnis" seines Vaters, dessen "Tränen ... Hoffnungen und Ängste". (Hierüber berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am 16. September 1985). Im Prager Jüdischen Museum sind heute etwa 150 Bilder von Fritta zu sehen, doch der bissige Karikaturist aus den Jahren 1933 und 1934 ist "vergessen". Nicht minder erschütternd wirken auf den heutigen Betrachter Gedichte, Radierungen und Grafiken Josef Capeks, die während des Zweiten Weltkrieges in Konzentrationslagern entstanden, wo Capek seine letzten Lebensjahre verbrachte. Capek wurde am 1. September 1939 verhaftet. Ein letztes Lebenszeichen von ihm ist vom 4. April 1945 aus dem KZ Bergen-Belsen überliefert, wo sich seine Spuren verlieren. Er ist vermutlich auf einem Todesmarsch ums Leben gekommen. Einige dieser Gedichte erscheinen noch in diesem Jahr — in dem sich der Geburtstag Josef Capeks zum 100. Male gejährt hat — neu, und zwar in unserem Band "Geschichte aus der Nähe", den wir erstmals 1981 — in Anlehnung an unsere Wanderausstellung "Politische Karikaturen von Josef Capek u.a. 1933-1938" — unter dem Namen "Im Schatten des Faschismus" herausgegeben haben. Selbst anläßlich der 100. Wiederkehr von Josef Capeks Geburtstag wurde weder in Prag noch anderswo an jene schockierenden und erschütternden Karikaturen erinnert, durch die Capek "moderne" — in erster Linie bewußt gegen die Zivilbevölkerung gerichtete — Kriegsführungen verurteilte und gleichzeitig vor einem weltweiten Konflikt zu warnen suchte, der das Ende der Menschheit bedeuten könnte. Einmal mehr wurde sein 1937 veröffentlichter Zyklus "Die Diktatorenstiefel" "übersehen",,, der nach einem Bericht seiner Nichte Helena Kozeluhovä maßgeblich zu seiner Verhaftung am 1. September 1939 beigetragen hat. Auch während der Gedenkfeiern in BergenBelsen im Jahre 1985 wurde der Name Josef Capek nicht ein einziges Mal erwähnt.
Josef Capeks Karikturen u 1933-1938 erschienena in dena "s Ud d oeven Jahren (Volkszeitung), in einem Organ dessen .endhenz des tschechischen Philosphen und eretankpe denten der öSR Tomäe Garrigue Masary erste rq:i' wurde. Josef Capek war — ebenso wie skA'.Prtigt der Karel, der Autor des Buches "Gespräche in Brtl' TGM" — mit Masaryk eng befreundet. mit Josef Capek überschrieb einen Teil seiner bitt eignet sich unserer Auffassung nach Karikaturen mit "Moderne Zeiten". DieasuecrheTriteet Kennzeichnung der Tendenz der vorliegendzeren Mappe, da er auf die erschreckende und brenn de Aktualität unmißverständlich verweist. en. Die Herausgabe dieser Mappe erscheint uns um so dringlicher, angesichts bedenklicher gesellschaftspolitischer Entwicklungen, durch die beispielsweise rassistisches Gedankengut durch zahlreiche "Hintertürchen" in verschiedensten Organisationen Eingang findet; angesichts einer wachsenden Ausländerfeindlichkeit, die nicht nur zu einer Aushöhlung des Asylrechts zu führen droht, sondern vielfach auch dazu dient, humanistische und demokratische Prinzipien in Frage zu stellen, während in- und ausländische Neofaschisten immer dreister auftreten und auch vor terroristischen Aktionen nicht zurückschrecken; nicht selten in dem Bewußtsein, im Gerichtssaal und bei anderen maßgeblichen Stellen wohlwollendes Verständnis zu finden. Wichtig aber erscheint uns die Herausgabe dieser Karikaturen vor allem aber im Hinblick darauf, daß die Gefahr eines Atomkrieges noch lange nicht gebannt ist. Es ließ und läßt sich wiederholt feststellen, daß in einflußreichen politischen und anderen meinungsbildenden Kreisen nicht die Rüstung, sondern die Abrüstung befürchtet wird. Und während nach wie vor Pläne gehegt werden, deren Realisierung das Einläuten eines Rüstungswettlaufs im Weltall bedeuten würde, hat sich gleichzeitig der Bürger damit abzufinden, daß für angemessene und langfristige Beschäftigungsprogramme keine Mittel zur Verfügung stehen. Nicht minder beunruhigend ist es, daß—nichtallein in der Bundesrepublik Deutschland — der ständig fortschreitende Abbau des sozialen Netzes sowie die "Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen vielfach unverfroren als.unvernmeidliche Begleiterscheinungen "tochilisdie Fortschritts" gedeutet werden, und gleichzel nig. versucht wird, die Bevölkerung mit dem G,a Restken vertraut zu machen, sie müsse mit dem risiko" leben.
Der aufmerksame Betrachter dieser Grafiken — wie auch der Leser der "geschichtlichen n'" tergründe" — dürfte an solche Aspekte des öfteren erinnert werden; überhaupt dürfte manchem Leser und Betrachter klar werden, daß politische Karikaturen nicht nur zur Aufhellung historischer Ereignisse und Entwicklungsprozesse beitragen können, sondern ebenso zur kritischen Auseinandersetzung mit Fragen der Gegenwart anzuregen, ja herauszufordern vermögen. Insofern finden politische Karikaturen unserer Auffassung nach in Schulen, Hochschulen, Jugendorganisationen, in der Erwachsenenbildung und anderswo, immer noch viel zu wenig Beachtung.
Zu besonderem Dank sind wir den Mitarbeitern des Dortmunder Zeitungsinstituts verpflichtet, die uns durch ihr großzügiges Entgegenkommen unsere Arbeit — einmal mehr — wesentlich erleichterten.
Die CapekGesellschaft für Völkerverständigung und Humanismus e.V. und ihr Verlag widmen dieses Buch meiner Mutter, Frau Annemarie Grochtmann aus Datteln, die durch ihre großzügige Hilfe die Drucklegung erst ermöglichte.
Ulrich Grochtmann Oktober 1987
Inhalt
Vorwort 7
Grafiken aus der CSR von 1927-1938 11
Einige geschichtliche Hintergründe zu den Grafiken 29
Statt eines Nachworts 71
Einige Literaturhinweise 75

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