Hilber, Paul,
Die historische Topographie der Schweiz in der künstlerischen Darstellung. Frauenfeld: Huber, 1927. 89 Seiten Text + und 51 teils ausfaltbare Tafeln. Fraktursatz. Leinen.
* Die Schweiz im deutschen Geistesleben. Der illustrierten Reihe Band 8. - Deckel konkav verzogen.
Bestell-Nr.156658
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Schweiz
Vorwort.
Dies Büchlein will Zeugnis ablegen von den Schönheiten
schweizerischer Landschafts- und Städtebilder, gesehen mit
den Augen schweizerischer Künstler verschiedener Jahrhunderte.
Der Wandel des künstlerischen Sehens, der in diesen Blättern
zum Ausdruck kommt, führt die Betrachtung auf kunstgeschichtlichen Boden. Da bis anhin die schweizerische Kunstvergangenheit fast ausschließlich vom Standpunkt der statistischen Sammlung und Ordnung aus betrachtet wurde und nur in wenigen
Fällen zu einer Geschichte schweizerischen Kunstsehens heranwuchs,
mag in dieser Studie der Versuch angestellt werden, auf dem
beschränkten Gebiete der Vervielfältigenden Künste und an Hand
eines begrenzten Stoffes eine solche Geschichte des künstlerischen
Sehens zu bieten.
Die Schweiz hat dem Begriff der Topographie oder Ortsbeschreibung im Laufe der Jahrhunderte verschiedene theoretische
und praktische Deutungen unterschoben. Von den Reiseberichten
der Alten bis auf den Vater der schweizerischen Landbeschreibung,
Ulrich von Bonstetten, war die sprachliche Prägung das bevorzugte Darstellungsmittel. Bei Tschudi, Stumpf und Münster
aber trat der zeichnerische Darstellungsbehelf in den Bereich der
Topographie. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts spalteten
sich diese zeichnerischen Darstellungen in zwei deutliche Lager, der
kartographischen, das heißt einer durch Messungen erreichten getreuen Wiedergabe der Bodengestaltung einerseits und der künstLerisch freien Darstellung anderseits.
Die kartographische Landesbeschreibung wußte im Laufe des
letzten Jahrhunderts den Begriff der Topographie derart für
sich in Anspruch zu nehmen, daß wir heute ohne Bedenken unser
oberstes Institut der Landesvermessung und der kartographischen
Landesdarstellung mit dem Titel »Landestopographie« kennzeichnen.
Ich habe mir in der vorliegenden Studie das Ziel gesetzt,
die künstlerische Darstellung unseres Schweizerlandes im Laufe
der Jahrhunderte in großen Zügen zusammenzufassen. Wenn ich
mich dabei nur an die Druckwerke, das heißt an die Erzeugnisse
der vervielfältigenden Künste halte, so liegt die Begründung einmal in der Fülle des Stoffes. Sodann wird diese Beschränkung
auch verständlich, da unsere Serie der illustrierten Bände. eine
Darstellung der Schweizerlandschaft in der deutschen Malerei
herausgab, die mein verehrter, allzufrüh Verstorbener Lehrer
Franz Friedrich Leitschuh noch kurz vor seinem Tode vollendete.
Zemps wertvolle Arbeit über die schweizerischen Bilderchroniken mit
ihrem überwältigenden Stoffnachweis zwang zudem zu einer durchaus neuen Einstellung zu Problemen, die er größtenteils schon berührt.
Unser Blick geht im folgenden weniger auf die geschichtliche
Wertung einzelner Darstellungen und ihrer Urheber. Vielmehr
soll unsere Betrachtung den durch die Jahrhunderte sich hindurchziehenden Kunstwillen aus dem begrenzten Stoffe herausschälen und die zur Beleuchtung herangezogenen Werke in die Geschichte der graphischen Kunst und damit in die Geschichte des künstlerischen Sehens einstellen.
Dadurch dürfte das von Zemp bis in weiteste geistige und
technische Verwandtschaftsgrade überarbeitete Material eine neue
Belichtung erfahren.
Inhalt
Vorwort. Begründung und Begrenzung
des Stoffes 7
Landschaft und Städtebild. Unbewußte
und bewußte Entdeckung 9
Die Darstellung 18
Der Holzschnitt (XVl. Jahrhundert) . 20
Kupferstich und Radierung (XVlI.-XVlll.
Jahrhundert) 45
Neuere Radierverfahren und Lithographie (XVIll.-XIX.Jahrhundert) 63
Schluß 79
Verzeichnis der Abbildungen 83
Literatur 85
Namen-Register 87
Bilderteil