Schmitt, Paul,
Religion, Idee und Staat. Bern: Francke, 1959. 654 Seiten mit einer Abbildung als Frontispiz. Leinen mit Schutzumschlag. Grossoktav. 1222 g
* Aus dem Nachlass herausgegeben von Hedwig von Roques-v. Beit unter Hinzufügung von ungedruckten Schriften und Gedichten. - Schutzumschlag und Kopfschnitt mit schwachen Flecken.
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Philosophie
«Religion, Idee und Staat » ist ein postum erscheinendes Werk, das die Herausgeberin aus verstreut gedruckten Aufsätzen und Vorträgen und bisher ungedruckten Arbeiten des Autors zusammenstellte, womit sie seinen zu Lebzeiten geäußerten Wunsch erfüllte.
Die Verwirklichung dieses Planes scheint um so gebotener, als der Frühverstorbene eine überragende Persönlichkeit war. Paul Schmitt, 1900 in Basel geboren, in Konstanz in einem mit einem Priesterseminar verbundenen Gymnasium humanistisch geschult, war von früh an von dem seinem Geist gemäßen platonischchristlichen Gedankengut erfüllt. Um die Wende der Zwanziger- zu den Dreißigerjahren war er zugleich Bankier und Direktor des Verlags Knorr und Hirth in München und hatte so als Leiter der «Münchner Neuesten Nachrichten» und mehrerer Zeitschriften eine einflußreiche Stellung inne. Zu Anfang des Jahres 1934 verhafteten ihn die Nationalsozialisten, doch gelang es ihm, sich der Erschießung durch die Flucht zu entziehen. Im Exil in Rom arbeitete er sowohl für liberale als katholische Zeitungen, vor allem der Schweiz, und studierte an der Vatikanischen Universität. 1938 fand er Asyl in der Schweiz, um deren Interessen er sich publizistisch als Mitarbeiter der «Neuen Zürcher Zeitung» und etlicher Zeitschriften mit Überzeugung bemühte. 1953 wurde er eingebürgert, doch überlebte er diese ersehnte Beendigung seines Exiliertendaseins nur um Wochen.
Als Essayist wirkte Schmitt auf Grund eines umfassenden und profunden humanistischen, philosophischen und historischen Wissens und von dem sicheren Standort eines christlichen Platonismus aus, so daß auch sein jeweils philosophisch begründeter konstruktiver Rat begehrt und das Echo vielfältig war. Die Eranos-Tagungen in Ascona wurden ihm zeitweise Forum zur Entwicklung seiner Gedanken, aus denen nicht nur das große Wissen, sondern auch eine besondere Fähigkeit zur Zusammenschau und Einordnung der Dinge sprach.
Auch die Dichtung spielte in seinem Weltbild eine entscheidende Rolle, was sich in dem entworfenen Werk über Goethe zeigt, von dem Bruchstücke als Anhang in diesem Band aufgenommen sind. Mögen sie als Beispiele für Schmitts Einfühlung in den Goetheschen Genius dienen.
Der letzte Teil des Buches enthält Gedichte aus den nachgelassenen Papieren Paul Schmitts, die vom Reichtum seiner Phantasie und seines rhythmischen Gefühls zeugen. Die Einführung der Herausgeberin bringt ferner eine Erläuterung der Novellensammlung «Vier philosophische Erzählungen», die Paul Schmitt unter dem Pseudonym Paolo Agostino Sebastiani 1950 im Verlag Francke Bern hat erscheinen lassen. Zur Beleuchtung von Paul Schmitts Gedankenwelt und Wesen schien dieser ergänzende Hinweis auf seine Erzählungskunst unerläßlich.
INHALT
Vorwort von Hans Barth 5
Einfährung der Herausgeberin 7
RELIGION, IDEE UND STAAT
I. HELLAS UND DER HELLENISMUS
Antike Mysterien in der Gesellschaft ihrer Zeit, ihre Umformung und späteste
Nachwirkung. 99
Hellenische Humanität und Politik und die Gestalt des Alkibiades 121
Außenpolitik, Parteienkampf und Ethos im antiken Athen 126
Geist und Seele 132
Das Ende einer Elitetruppe. 162
Vom Mythos Mm Logos 167
Vom Mythos der Griechen 171
II. ROM UND DAS ENDE DER ANTIKE
Politik und Idee im antiken Kaiserstaat 177
a) Staatsumwälzung im antiken Rom 177
b) Politische Neuordnung im antiken Kaiserstaat 184
Der Kaiser und der Philosoph 193
Sol Invictus 198
Eine alte Zivilisation im Kampf gegen neue Kräfte 243
Die Zerstörung der westeuropäischen Zivilisation im 7. Jahrhundert 251
III. DAS ZEITALTER DER REVOLUTIONEN
Revolutionäre Staatslehren des 19. Jahrhunderts und der Rechtsgedanke 257
Spannungen im pazifischen Ozean 267
Altes und neues Denken in Auseinandersetzung .271
Zwischen Demokratie und Despotie 275
Der Staatsmann Goethe 288
Revolutionäre Ideologie und Praxis. 296
Ideologie und Idee in der Politik 309
Der europäische Mensch und der Staat 312
Freiheit, Liberalismus und Jugend 315
Das Sittengesetz im modernen europäischen Staat 318
Politik und Kunst 3 24
Oswald Spenglers Gestalt .329
Nachtrag über Oswald Spengler 331
Die deutsche Revolution in konservativer Beleuchtung 333
Mythos, Staatsform und Liehburg 337
IV. KRITIK GEISTIGER BEWEGUNGEN DER ZEIT
Gesellschaftsordnung und Freiheit 343
Europa und der Osten
«Abendländische Wandlung» 350
Psychologie - Gnosis - Religion 352
Symbolik und Mythologie 359
V. EINIGE HISTORISCHE PERSÖNLICHKEITEN
Robert Clive und die Eroberung Bengalens im Jahre 1757 367
Staatsmänner des Übergangs 372
Bismarck auf dem Wege zur Macht 376
Der Schöpfer des Kongostaates. 379
Vl. CHRISTLICHE RELIGION
Der Apostel Paulus 385
St. Cäcilia 388
Der Prediger Augustinus 390
Ein Thomas von Aquino-Brevier. 392
Das Urbild in der Philosophie des Nicolaus de Cusa .394
Das Mythologische in der Religion 411
Die Soziallehre der Päpste 414
Führer in Kirche und Staat 416
Kirche, Staat und Mensch 422
«Christliche Philosophie» 426
Eine deutsche Pascal-Ausgabe 429
Christentum und natürliches Leben 431
Eine christliche Philosophie 43 3
VII. PHILOSOPHIE UND NATUR
Archetypisches bei Augustin und Goethe 441
Natur und Geist in Goethes Verhältnis zu den Naturwissenschaften 452
«Der unsterbliche Geist in der Natur» 481
Von der Grundform des Geistes in seiner Geschichte 486
Arthur Schopenhauer 490
Recht und Moral 493
Philosophie der europäischen Krisis 498
VIII. VARIA
Umformung eines Goetheschen Gedichtes 503
Ein Emigrant reist 1815 bis 1818 um die Welt
Das Prosaepos von der Arabischen Wüste 510
UNVOLLENDETE SCHRIFTEN
Studien zum Begriff der Anima Mundi 517
Goethes Vita mystica 531
Zu «Wilhelm Meisters Lehrjahren» 571
GEDICHTE
I. NACHT UND TAG
Vor Michel-Angelos «Nacht» 601
Vor Michel-Angelos «Tag». 602
Sommernacht 603
Der Sonnen-Stier (1 . Fassung)
Der Sonnen-Stier (2. Fassung) 605
Spanische Canzone (Nachbildung) 606
Variationen über Ovids «O facies oculis insidiosa meis !» 607
1. nach Petrarca: «In quäl parte del ciel 607
2. nach Petrarca: «Or ehe' 1 ciel e la terra e' 1 vento tace» 608
3. nach Ovid: Leander an Hero (Wiederholung des Themas) 609
4. Julia und Ovidius. 610
Thema und Variation (über Shelleys «Und der Atem balsamischer
Nacht») 612
Anima cantante 613
II. DUNKLER WEG
Klage 615
Winter 616
Wintersende. 618
Will nichts aus dem Leben mehr blüh'n? (Nachbildung) 619
Graue Wogen 619
Thema und Variationen (über Platens «Daure Herz»). 620
Thema und Variation (über Novalis' «Letzte Liebe», 1. Fassung) 621
Thema und Variation (über Novalis' «Letzte Liebe», 2. Fassung) 621
III. ZEITEN UND FORMEN
Venedig (Nachdichtung nach Gautier) 623
Dies Cinerum Aschermittwoch 624
Früh winterliche Voralpenlandschaft 626
Zwei Verbannte. 630
1. Han Yü auf dem verschneiten Bergpaß 630
2. Chang Giu Ling in der Mondnacht am Meer 632
Lied chinesischer Trauer und Weisheit (Nachbildung) 633
Memento des Lateiners (Variation chinesischer Weisheit) 634
Roma (Fragment) 635
IV. SINN
Der Kreis 637
Elegie auf das Glück 638
Einheit und Vielfalt 639
Dem steinernen Bildnis am Markte
Anmerkungen zu den Gedichten 641