Nothomb, Amélie,
Die Reinheit des Mörders. Roman. Zürich : Diogenes, 1993. 217 Seiten. Leinen mit Schutzumschlag. 188 x 120 mm. 244 g
* Aus dem Französischen von Wolfgang Krege.
Bestell-Nr.158572 | ISBN: 3-257-06009-2 | 978-3-257-06009-6
Nothomb |
Franzoesische Literatur |
Belgische Literatur
Pretextat Tach, dreiundachtzigjährig und Nobelpreisträger für Literatur, hat laut Aussage der Ärzte nur noch zwei Monate zu leben. Als die Nachricht bekannt wird, bemühen sich Medienleute aus der ganzen Welt um ein Interview. Aber der Schriftsteller, der sich seit Jahren von allem fernhält, gestattet nur fünf Journalisten, bei ihm vorzusprechen.
Eine zweifelhafte Ehre, wie sich bald herausstellt. Denn mit den ersten vier treibt Tach ein grausames Spiel. Die Unterhaltung beginnt erst in spielerischem Ton, aber sie spitzt sich rasch zu. Pretextat Tach — boshaft, zynisch und herzerfrischend ordinär — nimmt die Journalisten seinerseits in ein Verhör, das die Härte einer verbalen Folter erreichen kann. Erst die fünfte Journalistin hält ihm stand, und aus dem Spiel wird Ernst. Sie ist die einzige, die sein Werk wirklich gelesen hat und die es scharfsinnig analysiert. Und sie hat begriffen, daß die Abscheulichkeit des Alten nur Maske ist, hinter der sich ein tragisches Geheimnis verbirgt. Sie eröffnet ihrerseits das Verhör und entdeckt eine düstere Wahrheit.
Eine glänzende Satire auf den Medienbetrieb mit wunderbaren Gedanken über die Wirkung von Literatur. Ein Buch, das überrascht, beunruhigt — und verändert.
»Man glaubt, es gibt ihn wirklich, diesen Pretextat Tach. Man meint ihn zu kennen. Man möchte ein Interview mit ihm machen. — Dieses Buch ist frech und hat Biß!«
Le Monde, Paris
»Wie herrlich kann Bosheit sein, wenn sie in guter Prosa daherkommt! Amelie Nothomb: eine prächtige Ladung Vitriol in die gepflegte Visage unserer Literatur. Eine Entdeckung!«
Le Nouvel Observateur, Paris
AMELIE NOTHOMB, 1967 geboren, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten in Japan und China verbracht. Seit dem Abschluß ihres Philologiestudiums widmet sie sich ganz dem Schreiben. Sie lebt in Brüssel.
Umschlagillustration: Amedeo Modigliani, >Nudo sdraiato, con le braccia dietro la testa<, 1916 (Ausschnitt)