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Kunstmuseum Bern .:. Vollrad Kutscher

158711
Tavel, Hans Christoph von, Gerhard Johann Lischka, Vollrad Kutscher. Bern 1989.
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Beschreibung
Tavel, Hans Christoph von, Gerhard Johann Lischka,
Vollrad Kutscher. Bern : Kunstmuseum, 1989. 96 Seiten mit Abbildungen. Pappband (gebunden). 222 x 150 mm. 377 g
* Schutzumschlag knitterig.
Bestell-Nr.158711
Kunstmuseum Bern | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog

VORSTELLUNG
"Während man den Leuchter blank putzt wird der Lappen schmutzig" (Aus dem Weißbuch "I Gitt")

Ursprünglich sollte die Ausstellung "Projekte und Projektionen" heißen, weil die ausgestellten Arbeiten mit dem "Vorauswerfen" von Bildern durch Filmprojektion, fotografischem Abbilden oder zeichnerischem Entwerfen zu tun haben, mit Vorstellungen von dem, was wir für die Realität halten, sei es ein Gegenstand oder eine Person etc., von dem wir uns also ein Bild machen, beeinflußt von Konventionen, Stimmungen und Wünschen. Die Ausstellung konzentriert sich auf bestimmte Aspekte des gesamten Schaffens und gliedert sich in zwei Teile: Der erste geht eher retrospektiv zurück bis 1978, der zweite stellt vor allem die Portraitinstallationen aus der letzten Zeit vor. Der Widerspruch zwischen Realität und Repräsentation der Welt, zwischen Außen und Innen erlangt gerade durch die Subjektivierung ihre Bedeutung, darum auch der endgültige Titel: Vollrad Kutscher
Um die uns umgebende chaotische Welt zu ordnen, in den Be-Griff zu bekommen, produzieren und reproduzieren wir ständig Bilder, Symbole, Modelle, Begriffe, Ideale, Vorbilder Die Erfahrung lehrt jedoch, daß diese festlegenden Hilfskonstruktionen und Werkzeuge nicht immer greifen, daß die geglaubten Identitäten von Realität und Bild ständig im Fluß sind und auseinanderfallen bzw. nicht korrespondieren. Dieser Widerspruch ist bis in den gesellschaftlichen Alltag von uns Modellbauern hinein zu verfolgen. Im Spannnungsfeld zwischen dem "sakralen" Anspruch der Welt der Ideale einerseits und der "profanen" Welt der Marktgeschäfte andererseits versuche ich dem Auseinanderfall von Schein und Sein nachzugehen. Die von mir behaupteten verführerischen Identitäten bleiben immer nur Wünsche oder Träume, das "Nicht-zur-Deckung-kommen" ein "Leid"-motiv in den Arbeiten, prozeßhafte Arbeitsweise eine Folge. Die Arbeit im Bereich der Ästhetik, d.h. der Wahrnehmung und Schönheit, beeinhaltet für mich immer wieder das, was ich ""für-wahr-nehme" zu formulieren, mir ein Bild zu machen, eine Vorstellung zu entwickeln von dem, was mir heute wirklich-wahr erscheint oder was ich über das Realitätsprinzip hinaus projezieren will.
ENDE DER VORSTELLUNG, LICHT AN!
Vollrad Kutscher
KUNST ALS HALTUNG
Über Vollrad Kutscher
Frankfurt am Main, Mainhattan, der wichtigste Flughafen des Kontinents, die Stadt Europas mit den Wolkenkratzern, prosperierend, immer mehr Museumsbauten, der Bahnhof, der größte Kopfbahnhof. Die Stadt, modern wie wenige, ist ein Paradebeispiel einer ins Extrem getriebenen Ästhetik, sie ist superästhetisch durch und durch. Die Fassade glänzt und leuchtet, der Main ist dreckig: Fortschritt wohin? Beispielhaft für viele Städte, für unser Leben schlechthin. Und im Hinterhof an der Bruchstraße macht sich seit vielen Jahren Vollrad Kutscher daran sein anderes Frankfurt, seine Sicht der Welt zu erkunden, nicht auf einer Sight Seeing Tour, sondern auf einer SIDE Seeing Tour. Den kruden Voyeurismus, der sich nur an der glatten Oberfläche labt, diesen Monolog, diese Peepshow verwandelt er zurück in eine Situation, die uns mit einschließt, statt an Grenzen, welcher Art auch immer, abprallen zulassen. Deshalb ist, solange ich weiß, sein Atelier für alle Interessierten offen. Es ist ein "neues" Atelier, ein anderes Verständnis von Produktion. Wenn der Besucher nicht primär Käufer oder Modell ist, sondern der Grund zum Dialog, so ist die Produktion nur noch eine Randerscheinung der gewonnenen Einsichten, statt der größtmöglichen Reproduktion einmal gefundener Figurationen. Kunst als Haltung ist das Resultat und das heißt, daß wir endlich auf eine Fährte stoßen, die uns aus dem Gestrüpp der herrschenden Kunstideologie herausführt. Diese ist Vereinnahmung der Kunst um jeden Preis, was wiederum bedeutet, daß jedwede Haltung geradezu in ihr Gegenteil umschlagen kann. Man muß demnach bei der Kunst genauso wie bei der Werbung die Oberfläche decorieren um hinter ihre Absichten zu kommen: Ist es Kommerz oder Poesie?! Für die künstlerische Haltung spricht, wenn sich bei der Decodierung ein offenes System zeigt, das dem Poetischen zugehörig ist. Hingegen ist die Werbung eine Befehlform, die als geschlossenes System die Perpetuierung der Macht etc. garantieren soll. Weil nun die Grenzen zwischen den beiden fließend geworden sind, vor allem durch den globalen Siegeszug der Medien, wird die Entscheidung zugunsten einer spielerischen Haltung, auch zur Kritik und zur dialogischen Lösung immer wichtiger Und das ist nur dann der Fall, wenn wir dem Individuum eine Universalität zugestehen, die ihm den Zugang zu einer differenzierten Haltung […]
Gerhard Johann Lischka,
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