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Lejeune .:. Max Peiffer Watenphul

159723
Lejeune, Alexandra [Hrsg.], Max Peiffer Watenphul. Ein bemerkenswert unangepasster Bauhaus-Schüler. Werke von 1915 bis 1960. Wichtrach 2008.
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Beschreibung
Lejeune, Alexandra [Hrsg.],
Max Peiffer Watenphul. Ein bemerkenswert unangepasster Bauhaus-Schüler. Werke von 1915 bis 1960. Wichtrach: Galerie Henze & Ketterer,, 2008. 96 Seiten mit Abbildungen. Kartoniert. 4to. 495 g
* Katalog / Galerie Henze und Ketterer; 76. - Mit Preisliste. Ausstellung Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern, Riehen/Basel, 6. September bis 29. November 2008. Deutsch und englisch
Bestell-Nr.159723 | ISBN: 978-3-906128-36-8
Lejeune | Kunstausstellung | Ausstellungskatalog | Exhibition Catalogue | Malerei | Bauhaus

VOM GEIST UND DER POESIE
IN DEN BILDERN VON MAX PEIFFER WATENPHUL


Der Maler Max Peiffer Watenphul gehört sicher zu den bemerkenswert unan-
gepassten Künstlern des vergangenen Jahrhunderts. Den Geist in den Dingen
der frühen Landschaften und Stilleben beschrieb schon Alfred Salmony 1921
mit jenem «Sonderdasein, spielerisch und doch symbolhaft verknüpft, irgend-
wie längst vertraut und doch neu»l. Anverwandte Stile lassen sich in seinen
Bildern feststellen, man kann das Werk ordnen, man kann es sicher stilistisch
benennen oder zumindest näher beschreiben, aber — unabhängig von einer
stilistischen Präzisierung — lassen die Motive keinen Zweifel über die zutiefst
menschliche Intention, die Max Peiffer Watenphul über die vielen Jahre seines
Schaffens hinweg verfolgte: eine seltene Gemeinsamkeit von Geist und Poesie.
Peiffer Watenphul entwickelte in seiner Malerei gewisse Chiffren, vergleichbar
mit Erkennungs-melodien, die seine Werke so unverwechselbar machen: näm-
lich eine gewisse edle Dekadenz, die eben zuweilen durch einen Grad von
Manieriertheit be-stärkt wird. Sein Werk spiegelt eine künstlerische Individuali-
tät und die Unabhängigkeit von intellektuellen Zwängen.
Dies hat natürlich etwas mit dem Umfeld der Person Max Peiffer Watenphul und
seiner gutbürgerlichen Herkunft zu tun, in die der Künstler am 1. September
1896 in Weferlingen bei Helmstedt hineingeboren wurde. Sein Vater war Apo-
theker, seine Mutter stammte aus einer Hugenottenfamilie. 1903 verstarb sein
Vater und die Mutter heiratete ein zweites Mal: den Gymnasiallehrer Dr. phil.
Heinrich Watenphul, der zum Schuldirektor befördert nach Hattingen versetzt
wurde; so entstand der Doppelname Peiffer Watenphul. Der junge Max Peiffer
Watenphul wuchs in humanistisch gebildetem Umfeld auf, und es lag deshalb
nahe, dass er sich einem klassischen Studium zuwenden sollte. Auf Wunsch
seiner Eltern begann er 1914 Medizin zu studieren, wechselte alsbald zur juris—
tischen Fakultät und studierte bis 1918 in Strassburg, München, Bonn, Würz-
burg und schliesslich in Frankfurt am Main. 1918 wurde er mit einer Disserta-
tion über Kirchenrecht promoviert. Doch — so wird berichtet — hat er besonders
in München mehr Zeit in den Sammlungen der Pinakotheken verbracht, die dort
ausgestellte Kunst studiert und sich mit Künstlern angefreundet. Unter ande-
rem hat er auch die Bekanntschaft mit Paul Klee gemacht, dessen Urteil über
die zeichnerische Begabung des angehenden Juristen den Wunsch, zur bilden-
den Kunst zu wechseln, wohl verstärkte. (Siehe die Auswahl früher Aquarelle in
diesem Katalog, die während des Studiums entstanden.) Nachdem Klee nicht
dem Wunsch Peiffer Watenphuls entsprechen wollte, ihn zu unterrichten — «er
sei doch kein Lehrer» —, empfahl dessen Frau, Lily Klee, Max Peiffer Watenphul
noch 1919 nach Weimar, wo im Oktober des Jahres das Bauhaus unter Walter
Gropius seine Pforten geöffnet hatte. Gropius suchte das Bauhaus zu einer
zukunftsorientierten Schmiede für Gestaltung zu entwickeln und damit eine
tragende Verbindung zwischen Kunst und Industrie zu etablieren: Funktionalität,
Design auch in den freien Künsten waren die Schlagworte. Der Universalismus,
den schon die Gruppe «De Stijl» seit ihrer Gründung 1917 propagierte, sollte
Einfluss auf alle künstlerischen wie gesellschaftlichen Bereiche nehmen. Peiffer
Watenphul, von dieser Idee fasziniert, geht nach Weimar und wird Schüler von
Johannes Itten, von Walter Gropius aus Wien an das Bauhaus berufen.
[…]
Künstlerisch liesse sich Max Peiffer Watenphul am ehesten von Henri Rousseau
ableiten, in dessen Werk eine neue «Innigkeit und Weltliebe» ihre Erfüllung noch
im 19. Jahrhundert gefunden hat. In der Einfachheit seines Kleinbürgertums
konnte Rousseau in genialer Weise romantische Sehnsucht mit märchenhaft
Geheimnisvollem zu besonderen und grossen Kunstwerken vereinen, von deren
späterer Bedeutung und Wertschätzung er kaum dunkle Ahnung hatte. Max
Peiffer Watenphul darf wohl kaum jene naive Unberührtheit und Unbeschwert-
heit eines Rousseau für sich in Anspruch nehmen, seine Bilder entstanden in
bewusstem Gestalten, absichtsvoll, wenngleich ein zartes und behütetes Le-
bensgefühl bewahrend.
Die Bilder des jungen, literarisch wie kunsthistorisch gebildeten Bauhäuslers
Peiffer Watenphul jedoch als nur naiv zu sehen, würde die raffiniert inszenierte
Malerei verkennen, da sie sich im übertragenen Sinn weniger an eine vorge-
schobene, durchaus glaubhafte Realität hält, sondern vielmehr davon geleitet
ist, das Gesehene aus einer intensiven Erinnerung wiederzugeben, eine Mi-
schung aus nobilitierter und trivialer Bilderwelt darzustellen, ganz gleichgültig ob
in den Frauenporträts mit den exaltierten Hüten, den viel geliebten Blicken aus
dem Atelierfenster in Weimar oder einem der verwunschenen, poetisch arran-
gierten Stilleben.
Max Peiffer Watenphuls Zeit am Bauhaus in Weimar kann eigentlich nur als
«inoffizieller Studienaufenthalt» bezeichnet werden, wenngleich er den Vorkurs
von Johannes Itten erfolgreich abschloss, in verschiedenen Werkstätten hospi-
tierte, unter anderem in der Töpferei und Weberei, und sich zudem dort intensiv
für das Medium der Photographie zu interessieren begann. Die Bauhausleitung
gewährte dem promovierten Juristen unter den vielen jungen Schülern am Insti-
tut Sonderstatus. Peiffer Watenphul hatte die Möglichkeit, an allen Veranstal-
tungen teilzunehmen, und darüber hinaus das Privileg, ein eigenes Atelier be-
wohnen zu können. Nur so ist dieses von den Lehren des Bauhauses eher
unberührte Frühwerk zu verstehen, dessen Besonderheit schon der umtriebige […]
Mario-Andreas von Lüttichau

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