Marcuse, Ludwig,
Philosophie des Glücks. Zwischen Hiob und Freud. München: List, 1962. 200 Seiten. Broschur. 148 g
* List-Bücher, 222. - Gebräunt.
Bestell-Nr.155472
Marcuse |
Philosophie
Die Frage: wie werde ich glücklich? ist auf den Hund gekommen - das heißt auf die Charlatane, welche die Glücks-Pille anbieten. Sie liefern eine Pille, aber nicht das Glück, über das kein Lieferant verfügt.
Es war aber einmal dieses Glück eine Sehnsucht, der die schärfsten Denker nachhingen. Die Wege zu ihm, welche Epikur und Augustinus, Spinoza, Tolstoi und die 'Verkünder des L'art pour Part (wie Bayreuths Richard Wagner) bahnten, sind heute noch immer lebende Möglichkeiten. Sie sind hier aufgezeichnet - aber nicht zu dem Behuf, kopiert zu werden. Glück kann nur die Schöpfung eines Einzelnen für einen Einzelnen, für sich selbst sein.
»Jeder ist seines Glückes Schmied«, will sagen: es gibt keine Rezepte. Wohl aber kann ein Einblick in die Problematik des Glücks vermittelt werden, wie sie sich in Jahrtausenden entfaltete; auch ein Einblick in die Methoden, mit deren Hilfe man es zu erreichen suchte. Die Kenntnis davon, welche diese Reihe biographischer Skizzen der philosophierenden Glück-Sucher zu geben trachtet, ist nur eine Vorbereitung des Lesers auf eine Leistung, die nur er vollbringen kann.
Selbst dann, wenn der Leser das Glück (wie es seit den Utopien der Renaissance nicht selten geschieht) in der Glücklichen Gesellschaft erblickt. Sie ist bisher immer nur eine Unglückliche Gesellschaft gewesen (das wird im Experiment des Engländers Owen geschildert) oder die Vorwegnahme des Paradieses in der Phantasie.
Vielleicht wird der eine oder andere auf diesen Seiten eine der großen Manifestationen des Glücks vermissen: den Glückspilz, dessen Wappen das Glücksrad ist, den Liebling der Götter, einen Felix Krull. Aber Fortuna braucht keine Philosophen; auch der schärfste Denker kann ihr nicht auf die Schliche kommen. Hier sind nur jene Männer versammelt, die im Nachdenken dem Glück sich näherten - und zeigten, wie man ihm näher oder gar nahe gekommen ist.