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Autoren .:. Bildlexikon

158217
Autoren Bildlexikon. Bayreuth 1961.
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13.-28. November 2024

Beschreibung
Autoren
Bildlexikon. Bayreuth: Reta Baumann Verlag, 1961. 312 Seiten mit Abbildungen. Leinen mit Schutzumschlag. 210 x 150 mm. 718 g
* Rund 1200 Einträge mit Foto von Schriftsteller:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. - Schwache Gebrauchsspuren, leicht gebräunt.
Bestell-Nr.158217
Autoren | Biographien Literatur | Literaturgeschichte | Germanistik

VORWORT
„In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte, / Sein Hassen und Lieben deutlich geschrieben. / Sein inneres Wesen, es tritt hier ans Licht". So steht es in den Liedern des Mirza Schaffy, einem Gedichtbändchen, das vor einem Jahrhundert mehr als zweihundert Auflagen erlebte. Sein eigenes Gesicht dem begeisterten Lesepublikum im Bilde vorzuführen, hat Mirza Schaffy vermieden. Und so blieb es den meisten Lesern Jahrzehnte hindurch verborgen, daß dieser angebliche orientalische Dichter in Wirklichkeit Friedrich Bodenstedt hieß, seines Zeichens Schriftsteller, Prinzenerzieher, Universitätslehrer und später Hoftheaterintendant.
Das uralte, auch in unseren Tagen zuweilen geübte Verfahren von Schriftstellern und Dichtern, durch ein Pseudonym eine undurchsichtige Trennwand zu ziehen zwischen Schaffendem und Geschaffenem, den Verfasser hinter dem Werk zurücktreten zu lassen, mag — von ärgerlichen Mystifikationen abgesehen — seine berechtigten Gründe haben. Der übergroßen Mehrzahl der Leser ist damit jedoch nicht gedient, genau besehen, auch nicht den Autoren.
Die Erfahrung lehrt, daß der Leser von Büchern, die ihn beflügeln oder beklemmen, belehren oder unterhalten, erheitern oder verdrießen, sehr bald den Wunsch verspürt, den Verfasser dieser Bücher von Angesicht zu Angesicht oder doch im Bilde kennenzulernen und den Eindruck auf Grund des Gelesenen mit dem optischen Eindruck zu vergleichen, zu vertiefen, unter Umständen auch zu berichtigen. Dieses legitime Bedürfnis zu befriedigen, ist nicht einfach. Nur gelegentlich taucht das Bild eines Dichters oder Schriftstellers in einer Zeitung oder Zeitschrift auf — und dann meist in solchen Organen, auf die man nicht abonniert ist, oder die Bilder zeigen Autoren, mit deren Werken man nicht vertraut ist.
Auch dem Autor selbst kann es nur zum Nutzen gereichen, wenn sich sein Gesicht (nicht nur das seines Werkes) der Öffentlichkeit stärker einprägt, als es heute der Fall ist. Die Wert(!)schätzung unserer Sport- und Filmgrößen beruht zu einem nicht geringen Teil darauf, daß die Öffentlichkeit mit ihrem Aussehen vertraut ist, beim Lesen oder Hören ihrer Namen sogleich ihr Bild aus der Erinnerung aufsteigen sieht. Wir wünschten, gleiches könnte man endlich auch von den Arbeitern im Weinberg der Literatur sagen.
Solche Erwägungen haben den Verlag veranlaßt, durch das vorliegende Buch eine optische Brücke schlagen zu helfen zwischen Autoren und Lesern, die vielbeklagte Kluft zwischen Schaffenden und Aufnehmenden allmählich einzuebnen. Wohl gibt es dickleibige und schmale Bücher, in denen der Leser von berufener Seite in Wesen und Werke dichterischer und schriftstellerischer Arbeit eingeführt wird. Doch ist es ihnen, sollen sie nicht über Gebühr anschwellen, verwehrt, der Würdigung durch das Wort die Unmittelbarkeit des Bildes hinzuzufügen. Hier möchte das Autoren-Bildlexikon ergänzend einspringen. Daher gibt es außer den wichtigsten Daten über Personen, Literaturpreise und Hauptwerke sowie den Anschriften der Autoren vor allem deren Bilder. Die Anschriften werden nicht nur Bibliotheken, Verlegern, Buchhändlern und Redaktionen willkommen sein, sondern, wie wir zuversichtlich hoffen —auch den Lesern. Wie oft „hätte man gern dem Verfasser des Buches geschrieben", wenn seine Anschrift bekannt gewesen und der unpersönliche Umweg über den Verlag zu vermeiden gewesen wäre. Zudem ist es eine Erfahrungstatsache, daß man leichter an einen Menschen schreibt, dessen Aussehen man kennt, als an einen bloßen Namen und sei er noch so berühmt.
Bei der Zusammenstellung des Autoren-Bildlexikons waren wir in jedem Fall auf die Hilfe der Autoren selbst angewiesen. Ihnen allen danken wir für die oft nicht einfache Beschaffung der Bilder und für die Mitteilung, welche ihrer Werke sie selbst für die wichtigsten halten. Die heikle Aufgabe, unter den vielen Dichtern und Schriftstellern eine Auswahl treffen zu müssen, wurde uns zum großen Teil von ihnen selbst abgenommen: wer den persönlichbildhaften Kontakt zu seinen Lesern nicht für erstrebenswert hielt, brachte das durch einen Brief oder durch Schweigen zum Ausdruck.
Wenn der Benutzer des Autoren-Bildlexikons, das mit seinen etwa 1200 Bildnissen und Kurzangaben seinesgleichen nicht hat, die Gesichter der Dichter und Schriftsteller auf sich wirken läßt, mag es ihm ergehen wie der Redaktion während der Arbeit: einmal wird er mit Genugtuung feststellen, daß die vielberufene „Uniformierung der Gesichter" auf diesem Gebiet unseres Lebens noch keinen Einzug gehalten hat; zum andern, daß sich das Bild des literarisch tätigen Menschen von heute grundsätzlich unterscheidet von dem vergangener Zeiten. Dem Schreibenden von heute sieht man an, daß er trotz aller Individualität in und mit der Zeit !ebt.
Die Redaktion.

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