Buschor, Ernst,
Bildnisstufen. München: Münchner Verlag (bisher Bruckmann), 1947. 299 Seiten mit 130 Abbildungen. Pappband (gebunden). Grossoktav. 674 g
* Rücken oben mit 3 cm Fehlstelle, Einband lichtrandig, Name auf dem Vorsatzblatt, Randanstreichungen im ersten Drittel.
Bestell-Nr.155602
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Wohl mancher Erforscher der Bildnisse früherer Zeiten hat öfters den Boden unter sich wanken gefühlt, wenn er diese Bildnisse bedenkenlos vom heutigen Standpunkt ansprach oder die Bildnisse verschiedener Epochen als Lösungen der gleichen Aufgabe zu betrachten versuchte. Gewiß : es handelt sich jeweilig um die Wiedergabe eines Menschen. Aber was heißt Wiedergabe ? Wieviele Möglichkeiten schließt sie ein vom tiefen Sehertum, vom lebendigsten Schöpfertum bis zur phantasielosen Beobachtung, zur technischen Spiegelung? Und vor allem: was ist der Mensch? Was läßt sich aus ihm schöpfen? In welche Tiefen dieses Abgrunds kann der Porträtist hinabsteigen? Um die Gefahr der einfachsten Verwechslungen zu vermindern, war es nötig, in die verschiedenen vom Porträtisten aufgespürten Lebensbezirke und ihre Wiedergabemöglichkeiten Einblick zu gewinnen, der Porträtforschung eine neue Dimension hinzuzufügen.
Es wäre möglich gewesen und hätte harte Arbeit gespart, die sich so ergebenden Bildnisarten unbezeichnet zu lassen, sie nur nach der Entwicklungsepoche der Kunst, zum Beispiel als ägyptisches Porträt des Mittleren Reiches, als klassisch-griechisches Porträt, als Renaissanceporträt zu benennen. Aus erzieherischen, vor allem selbsterzieherischen Gründen habe ich den 17 hier unterschiedenen Bildnisstufen behelfsmäßige Namen gegeben, die einen Bruchteil ihrer Eigenart knapp umschreiben; sie stehen unter sich nur in losem logischem Zusammenhang. Es hat keinen Sinn, ja, schadet der Deutlichkeit der gewonnenen Erkenntnisse, wenn sie zu Schlagwörtern erhoben, außerhalb des Zusammenhangs dieser Darlegungen angewendet werden. Ich bitte also alle, die sich mit diesen Gedankengängen lernend, berichtend, urteilend, verurteilend beschäftigen, diese Bezeichnungen aus dem Spiel zu lassen. Sie sind nicht das Wesentliche des Inhalts. […]