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Marc .:. Botschaften an Prinzen Jussuff
157163
Marc, Franz, Botschaften an Prinzen Jussuff. München 1958.
Vorübergehend geschlossen
13.-28. November 2024
Beschreibung
Marc, Franz,
Botschaften an Prinzen Jussuff. 91.-115. Tausend. München: Piper, 1958. 54 Seiten mit Abbildungen. Pappband (gebunden) mit transparentem Schutzumschlag. 126 g
* Piper-Bücherei, 75. - Geleitwort von Maria Marc. - Kurznotiz auf dem Vortitelblatt, Schutzumschlag ausgeleiert.
Bestell-Nr.157163
Marc | Malerei | Piper Buecherei
Geleitwort
Bei einer unserer jährlichen winterlichen Reisen nach Berlin lernten Franz Marc und ich Else LaskerSchüler persönlich kennen. Ihre Gedichte waren uns schon vertraut durch Herwarth Waldens Zeitschrift »Sturm«, der in jeder Nummer ihre Gedichte veröffentlichte. Wir hatten großen Gefallen daran und wollten gerne ihre Bekanntschaft machen. Franz Marc zeichnete zunächst ein Blatt in schwarzweiß, im Format einer Postkarte, die er ihr schickte, ohne sie noch zu kennen. Es war, soviel ich mich erinnere, die erste der Karten. Sie stellte ein Pferd und daneben stehend einen Reiter dar. Er schrieb dazu: »Der blaue Reiter präsentiert Ihrer Hoheit sein blaues Pferd. Gruß von meinem Gemahl. Euer Fz. M.« Außer dieser kleinen Huldigung stand nichts auf der Karte. Die Antwort darauf klang nicht erfreut, eher ein wenig beleidigt. Else LaskerSchüler wußte nicht, was sie damit anfangen sollte. Der Name Franz Marc war ihr natürlich bekannt durch die Verbindung mit Herwarth Walden. Sie selbst war mit Walden verheiratet gewesen und ich glaube, erst kürzlich geschieden. Sie hat wohl gedacht, daß Franz Marc sich eine Annäherung erlauben wollte und es als eine Art Ulk oder etwas Ähnliches gemeint hatte. Aber nach einigen erklärenden Zeilen faßte sie Vertrauen zu ihm, und es begann langsam ein Hin und Her von Kartengrüßen mit den schönen, reizvollen Postkarten, die ganz eingestellt waren auf ihre dichterische und phantastische Wesensart. Als wir dann im Winter nach Berlin kamen, war wohl beiderseits die Neugierde gleich groß, sich von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Wir trauten uns anfangs gar nicht, den Besuch gleich zu machen. Wir sahen Else LaskerSchüler zum erstenmal, als wir, nach einem Vortragsabend von Mombert, mit Walden und seiner Frau Nell im Cafe Josty am Potsdamer Platz saßen. Sie war Walden und Nell damals sehr feindlich gesinnt und blieb mit ihren Bekannten an ihrem Tisch sitzen. Man schaute und blinzelte von einem Tisch zum andern, ohne sich bekannt machen zu können. Soviel ich mich erinnere, hat Marc einen beruhigenden Eindruck auf sie gemacht. Jedenfalls schien ihr Zutrauen zu wachsen. Unser erster Besuch verlief dann auch sehr erfreulich. Sie war damals in keiner guten seelischen Verfassung. Trotzdem war es sehr amüsant bei ihr. Wir hatten jedoch den Eindruck, daß sie in irgendeiner Bedrängnis lebte. Darum überredeten wir sie, mit uns nach Sindelsdorf zu kommen, in dem Wunsche, ihr ein wenig Ruhe und Erholung zu geben. Aber weder als Gast in unserem Hause, noch in einem hübschen Zimmer, das wir für sie gefunden hatten, mit weiter Aussicht über das Moor bis zu den Bergen, fühlte sie sich wohl. Wir fanden diese Weite herrlich und hatten uns gedacht, daß auch Else LaskerSchüler sie als Wohltat empfinden müßte nach ihrem engen Großstadtleben. Aber wir täuschten uns. Es kam nur noch größere Unruhe über die arme Seele. Sie fühlte sich verloren in der Weite und flüchtete sich wieder in die Stadt, nach München, in eine enge Pension. Als wir sie dort besuchten, fanden wir sie in ihrem Zimmer an einem Tisch voller Zinnsoldaten, mit denen sie heftige Kämpfe ausfocht — an Stelle der Kämpfe, die ihr Leben ihr beständig brachte. Sie, die nicht fertig wurde mit dem Leben, fast ständig in Kämpfen lebend mit Menschen, die ihr das Dasein verbitterten und kein Verständnis für das Eigenartige, Phantastische ihres Wesens und ihrer dichterischen Begabung hatten. Es war mitunter nicht leicht, ihr Liebe entgegenzubringen, die sie erwartete und oftmals verkannte. Aber Franz Marc und ich waren bemüht, ihr immer Liebe und Verehrung darzubringen.
MARIA MARC
Botschaften an Prinzen Jussuff. 91.-115. Tausend. München: Piper, 1958. 54 Seiten mit Abbildungen. Pappband (gebunden) mit transparentem Schutzumschlag. 126 g
* Piper-Bücherei, 75. - Geleitwort von Maria Marc. - Kurznotiz auf dem Vortitelblatt, Schutzumschlag ausgeleiert.
Bestell-Nr.157163
Marc | Malerei | Piper Buecherei
Geleitwort
Bei einer unserer jährlichen winterlichen Reisen nach Berlin lernten Franz Marc und ich Else LaskerSchüler persönlich kennen. Ihre Gedichte waren uns schon vertraut durch Herwarth Waldens Zeitschrift »Sturm«, der in jeder Nummer ihre Gedichte veröffentlichte. Wir hatten großen Gefallen daran und wollten gerne ihre Bekanntschaft machen. Franz Marc zeichnete zunächst ein Blatt in schwarzweiß, im Format einer Postkarte, die er ihr schickte, ohne sie noch zu kennen. Es war, soviel ich mich erinnere, die erste der Karten. Sie stellte ein Pferd und daneben stehend einen Reiter dar. Er schrieb dazu: »Der blaue Reiter präsentiert Ihrer Hoheit sein blaues Pferd. Gruß von meinem Gemahl. Euer Fz. M.« Außer dieser kleinen Huldigung stand nichts auf der Karte. Die Antwort darauf klang nicht erfreut, eher ein wenig beleidigt. Else LaskerSchüler wußte nicht, was sie damit anfangen sollte. Der Name Franz Marc war ihr natürlich bekannt durch die Verbindung mit Herwarth Walden. Sie selbst war mit Walden verheiratet gewesen und ich glaube, erst kürzlich geschieden. Sie hat wohl gedacht, daß Franz Marc sich eine Annäherung erlauben wollte und es als eine Art Ulk oder etwas Ähnliches gemeint hatte. Aber nach einigen erklärenden Zeilen faßte sie Vertrauen zu ihm, und es begann langsam ein Hin und Her von Kartengrüßen mit den schönen, reizvollen Postkarten, die ganz eingestellt waren auf ihre dichterische und phantastische Wesensart. Als wir dann im Winter nach Berlin kamen, war wohl beiderseits die Neugierde gleich groß, sich von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Wir trauten uns anfangs gar nicht, den Besuch gleich zu machen. Wir sahen Else LaskerSchüler zum erstenmal, als wir, nach einem Vortragsabend von Mombert, mit Walden und seiner Frau Nell im Cafe Josty am Potsdamer Platz saßen. Sie war Walden und Nell damals sehr feindlich gesinnt und blieb mit ihren Bekannten an ihrem Tisch sitzen. Man schaute und blinzelte von einem Tisch zum andern, ohne sich bekannt machen zu können. Soviel ich mich erinnere, hat Marc einen beruhigenden Eindruck auf sie gemacht. Jedenfalls schien ihr Zutrauen zu wachsen. Unser erster Besuch verlief dann auch sehr erfreulich. Sie war damals in keiner guten seelischen Verfassung. Trotzdem war es sehr amüsant bei ihr. Wir hatten jedoch den Eindruck, daß sie in irgendeiner Bedrängnis lebte. Darum überredeten wir sie, mit uns nach Sindelsdorf zu kommen, in dem Wunsche, ihr ein wenig Ruhe und Erholung zu geben. Aber weder als Gast in unserem Hause, noch in einem hübschen Zimmer, das wir für sie gefunden hatten, mit weiter Aussicht über das Moor bis zu den Bergen, fühlte sie sich wohl. Wir fanden diese Weite herrlich und hatten uns gedacht, daß auch Else LaskerSchüler sie als Wohltat empfinden müßte nach ihrem engen Großstadtleben. Aber wir täuschten uns. Es kam nur noch größere Unruhe über die arme Seele. Sie fühlte sich verloren in der Weite und flüchtete sich wieder in die Stadt, nach München, in eine enge Pension. Als wir sie dort besuchten, fanden wir sie in ihrem Zimmer an einem Tisch voller Zinnsoldaten, mit denen sie heftige Kämpfe ausfocht — an Stelle der Kämpfe, die ihr Leben ihr beständig brachte. Sie, die nicht fertig wurde mit dem Leben, fast ständig in Kämpfen lebend mit Menschen, die ihr das Dasein verbitterten und kein Verständnis für das Eigenartige, Phantastische ihres Wesens und ihrer dichterischen Begabung hatten. Es war mitunter nicht leicht, ihr Liebe entgegenzubringen, die sie erwartete und oftmals verkannte. Aber Franz Marc und ich waren bemüht, ihr immer Liebe und Verehrung darzubringen.
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