Schumann, Robert,
Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. 2. Auflage. Leipzig: Wigand, 1871. 2 Teile in einem Band, XX, 336 und 375 Seiten mit Notenbeispielen, Fraktursatz. Halbleder mit Goldprägung und Lesebändchen. 198 x 125 mm. 780 g
* Leicht gebräunt, Leder und Einbandkanten etwas berieben, wenige Bleistiftanstreichungen im Anhang, Name/ Eintrag auf Vorsatzblatt.
Bestell-Nr.158845
Schumann |
Beethoven |
Musik |
1850-1899 |
Biographien Musik |
Komponist
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Einleitendes
Zu Ende des Jahres 1833 fand sich in Leipzig, allabendlich
und wie zufällig, eine Anzahl meist jüngerer Musiker zusammen,
zunächst zu geselliger Versammlung, nicht minder aber auch zum
Austausch der Gedanken über die Kunst, die ihnen Speise und Trank
des Lebens war, — die Musik. Man kann nicht sagen, daß die damaligen musikalischen Zustände Deutschlands sehr erfreulich waren.
Auf der Bühne herrschte noch Rossini, auf den Clavieren fast ausschließlich Herz und Hünten. Und doch waren nur erst wenige Jahre verflossen, daß Beethoven, C. M. v. Weber und Franz Schubert
unter uns lebten. Zwar Mendelssohn’s Stern war im Aufsteigen
und verlauteten von einem Polen Chopin wunderbare Dinge, —
aber eine nachhaltigere Wirkung äußerten diese erst später. Da fuhr
denn eines Tages der Gedanke durch die jungen Brauseköpfe:
laßt uns nicht müßig zusehen, greift an, daß es besser werde, greift
an, daß die Poesie der Kunst wieder zu Ehren komme. So entstanden die ersten Blätter einer neuen Zeitschrift für Musik. Aber nicht
lange währte die Freude festen Zusammenhaltens dieses Vereins
junger Kräfte. Der Tod forderte ein Opfer in einem der theuersten
Genossen, Ludwig Schunke. Von den andern trennten sich einige
zeitweise ganz von Leipzig. Das Unternehmen stand auf dem Punkt,
sich aufzulösen. Da entschloß sich Einer von ihnen, gerade der musikalische Phantast der Gesellschaft, der sein bisheriges Leben mehr am Clavier verträumt hatte, als unter Büchern, die Leitung der
Redaction in die Hand zu nehmen, und führte sie gegen zehn Jahre
lang bis zum Jahre 1844. So entstanden eine Reihe Aufsätze, aus
denen diese Sammlung eine Auswahl gibt. Die meisten der darin
ausgesprochenen Ansichten sind noch heute die seinigen. Was er hoffend und fürchtend über manche Kunsterscheinung geäußert, hat sich im Laufe der Zeit bewahrheitet.
Und hier sei noch eines Bundes erwähnt, der ein mehr als geheimer war, nämlich nur in dem Kopf seines Stifters existirte, der
Davidsbündler. Es schien, verschiedene Ansichten der Kunstanschauung zur Aussprache zu bringen, nicht unpassend, gegensätzliche Künstlercharaktere zu erfinden, Von denen Florestan und Eusebius die bedeutendsten waren, zwischen denen vermittelnd
Meister Raro stand. Diese Davidsbündlerschaft zog sich, wie ein
rother Faden, durch die Zeitschrift, »Wahrheit und Dichtung-« in
humoristischer Weise verbindend. Später verschwanden die von den
damaligen Lesern nicht ungern gesehenen Gesellen ganz aus der Zeitung, und von der Zeit an, wo sie eine »Peri« in entlegene Zonen
entführte, hat man von schriftstellerischen Arbeiten von ihnen nichts
wieder vernommen.
Möchten denn diese gesammelten Blätter, wie sie eine reichbewegte Zeit wiederspiegeln, auch dazu beitragen, die Blicke der Mitlebenden auf manche von der Fluth der Gegenwart beinahe schon
überströmte Kunsterscheinung zu lenken, so wäre der Zweck der Herausgabe erfüllt.
Wenn übrigens in der Reihenfolge der Aufsätze die chronologische Ordnung aufrecht erhalten ist, so wird gerade dies ein Bild
des wachsendem sich immer mehr steigernden und klärenden Musiklebens jener Jahre vor die Augen führen.
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