Stadler, Martin,
Zwischenhalt. Innen- und Aussenansichten der europäischen Kleinregion Uri. Schattdorf : Uranos-Verlag, 1995. 100 Seiten. Leinen mit Schutzumschlag. 232 g
Bestell-Nr.156003 | ISBN: 3-9520414-5-9 | 978-3-9520414-5-1
Stadler |
Schweizer Literatur |
Uriensia
Im neuen [Tage]Buch (dem dritten seiner Innerschweizer Trilogie) bezeichnet Martin Stadler das Land Uri als europäische Kleinregion — jenes Uri, das man per Auto oder Bahn meistens nur durchrast und gemeinhin mit Tell, Rütli, Gotthard, Gotthardfestung usw. in Verbindung bringt, also mit Europa-Skepsis und Urschweizerischem, wie es im Schulbuch steht.
Von dieser gängigen Sichtweise hält der in Uri wohnende Schriftsteller wenig. Uri liegt nicht abseits von Europa und der europäischen Kultur, sondern ist ein Teilchen davon.
Ein sich gerne abschottendes Teilchen zwar, ein selbstgenügsames, insbesondere im Kulturbereich. Für Stadler kommt zum Beispiel Tell unter anderem auch im urnerischen Sagenschatz vor, wird in Uri jedoch regionalistisch missbraucht. Nicht der von vielen gehätschelte Gotthardgeist opponiert einer wachstumsorientierten Transitpolitik, sondern ein vernünftiges Verständnis von Marktwirtschaft. Nicht ein verengtes Bild vom Urner Bergler macht das Leben und Zusammenleben in Uri begreiflich, sondern unsere Geschichte im Spiegel des europäischen Geistes, der europäischen Entwicklungen. Usw.
Gerig steigt in Uri aus dem Schnellzug, mit dem er üblicherweise durchreist. Er schaltet den ZWISCHENHALT ein, um ein Typoskript zu lesen, das sich mit dem Innenund Aussenleben der Region Uri befasst. Geschrieben hat es ein randständiger Autor, der Uri auf vielfältige Weise mit Europa und der modernen Zivilisation konfrontiert. Es geht aus urnerischer und europäischer Optik um Verkehr und Sozialgeschichte, Umwelt und Wohlstandsgrenzen, Sozialphilosophie und Zukunftsperspektiven, Religion und Kunst, Publizistik und Kultur, Sagen und Visionen. In der Auseinandersetzung mit dem igelhaften Kulturverständnis, das in Uri lange Jahrzehnte zelebriert wurde, und mit den Realitäten und Perspektiven regionalen Eigenlebens in einer längst technisierten und vernetzten Welt entsteht ein Spiegelbild der Zeit um die Jahrtausendwende und einiger ihrer wichtigen Konflikte.
Martin Stadler
Mechanikerlehre; Studium: Maschinenbau, Sozialwissenschaften; verschiedene (kurze) Stellungen und Tätigkeiten als Ingenieur, Archivar, Journalist; heute nebenberuflich Dozent (ökonomie, Sozialund Wirtschaftsgeschichte), hauptberuflich Schriftsteller und Kleinverleger. — Aus dem Werkverzeichnis: «Tagebuch» (Nov. 1995: im 137. Band); ferner: Medienbeiträge, Erzählungen in Anthologien, Bücher, u.a. «In Schynigen» (Erzählungen), «Die neuen Postillione» (Erzählungen), «Urner Arbeitergeschichten», «Bewerbung eines Igels» (Roman), Innerschweizer Trilogie («Bruchzeiten», «Am Rande», «Zwischenhalt»), «Lebenskunde» (Hörspiel).