- Geist
- Sozial
- Literatur
- Natur
- Kunst
- Geschichte
- Varia
- Biblio
- Archiv
Stemplinger .:. Von beruehmten Schauspielern
157083
Stemplinger, Eduard, Von berühmten Schauspielern. 270 Anekdoten aus authentischen Quellen gesammelt. München 1939.
Vorübergehend geschlossen
13.-28. November 2024
Beschreibung
Stemplinger, Eduard,
Von berühmten Schauspielern. 270 Anekdoten aus authentischen Quellen gesammelt. 1.-5. Tausend. München : Piper, 1939. 202 Seiten. Fraktursatz. Leinen mit Farbkopfschnitt. 364 g
* Gebräunt, Einband schwach fleckig.
Bestell-Nr.157083
Stemplinger | Theater | Schauspieler | Biographien
Einführung
Jn Fontanes »Jenny Treibel« bemerkt im Professorenkränzel der alte Schmidt zu Distelkamp: »Die Geschichte geht fast immer an dem vorüber, was sie vor allem festhalten sollte. Daß der Alte Fritz am Ende seiner Tage dem damaligen Kammergerichtspräsidenten, Namen hab’ ich vergessen, den Krückstock an den Kopf warf und, was mir noch wichtiger ist, daß er durchaus bei seinen Hunden begraben sein wollte, weil er die Menschen, diese ,meschante Rasse«, so gründlich verachtete - sieh, Freund, das ist mir mindestens ebensoviel wert wie Hohenfriedberg und Leuthen. Und die berühmte Torgauer Ansprache: ,Rackers, wollt ihr denn ewig leben« geht mir eigentlich noch über Torgau selbst.«
Distelkamp lächelte: »Das sind so Schmidtiana. Du warst immer fürs Anekdotische, fürs Genrehafte. Mir gilt in der Geschichte nur das Große, nicht das Kleine, das Nebensächliche.«
»Ja und nein, Distelkamp. Das Nebensächliche, soviel ist richtig, gilt nichts, wenn es bloß nebensächlich ist, wenn nichts drin steckt. Steckt aber was drin, dann ist es die Hauptsache; denn es gibt einem dann immer das eigentlich Menschliche.«
Schmidt-Fontane trifft den Kern der Sache. Welche Hilfe Anekdoten, in denen etwas steckt, dem Geschichtsschreiber bieten, hat bereits der alte Herodot geahnt. Von ihm sagt Emerson: »Weil sein Werk unschätzbare Anekdoten enthält, ist es bei Gelehrten in Mißachtung geraten; aber heutzutage, da wir erkannt haben, daß das Denkwürdigste an der Geschichte ein paar Anekdoten sind, und wir · uns nicht mehr beunruhigen, wenn etwas nicht langweilig ist, gewinnt Herodot wieder neuen Kredit.« Auch Nietzsche meint: »Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben«, das heißt aus Anekdoten, welche die Eigentümlichkeit ihres ursprünglichen Formers kennzeichnen, nicht nachträglich erfunden oder angepaßt wurden.
Solche Anekdoten finden sich in den rund 300 Selbstbiographien deutscher Bühnenkünstler und Theaterdirektoren, die zu lesen mir Vergnügen machte. Da aber geteilte Freude doppelte Freude ist, habe ich für Liebhaber solcher Dinge die besten Rosinen aus dem großen Memoirenkuchen herausgelesen.
Und was lernen wir alles kennen! Vor allem die ,,Schmiere« mit ihren Leiden und Freuden, durch welche Bühnengrößen wie Emil Höfer, Lewinsky, Wohlmut gehen mußten; Theaterdirektoren wie Goethe, Holtei, Laube, Wilbrandt; dichtende Schauspieler wie Anzengruber, Nestroy, Raimund, Wedekind. Wir lächeln über die Eitelkeit, Zerstreutheit, Aufschneiderei und ,,Schwimmerei« bedeutender Künstler; schmunzeln über den Aberglauben eines Gabillon, Laube, C. Sontag; freuen uns an den übermütigen Streichen eines Beckmann, Dreher, Julius Koch, bewundern den Herzog von Meiningen, Richard Wagners als Regisseure; ergötzen uns an ungewollten komischen Situationen, die das Lampenfieber, der Souffleur und allerlei Zufälligkeiten herbeiführen; bewundern schlagfertige Jmprovisationen in kritischen Augenblicken und nehmen gespannt Anteil, wenn Ferdinand Lang und König Ludwig l., Kainz und Ludwig Il., Baumann, Sophie Schröder und Kaiser Franz, Girardi und Kaiser Franz Joseph, Junkermann und Kaiser Wilhelm l., Dreher und Bismarck sich begegnen.
Zum Schluß gibt es noch eine Nachspeise: ausgewählte Kostproben aus der Theaterzensur.
Die Fundstellen sind getreulich verzeichnet; leider gelang es trotz der dankenswerten Mithilfe des Theatermuseums in München nicht immer, die biographischen Angaben lückenlos beizubringen.
Elbach
Eduard Stemplinger.
Von berühmten Schauspielern. 270 Anekdoten aus authentischen Quellen gesammelt. 1.-5. Tausend. München : Piper, 1939. 202 Seiten. Fraktursatz. Leinen mit Farbkopfschnitt. 364 g
* Gebräunt, Einband schwach fleckig.
Bestell-Nr.157083
Stemplinger | Theater | Schauspieler | Biographien
Einführung
Jn Fontanes »Jenny Treibel« bemerkt im Professorenkränzel der alte Schmidt zu Distelkamp: »Die Geschichte geht fast immer an dem vorüber, was sie vor allem festhalten sollte. Daß der Alte Fritz am Ende seiner Tage dem damaligen Kammergerichtspräsidenten, Namen hab’ ich vergessen, den Krückstock an den Kopf warf und, was mir noch wichtiger ist, daß er durchaus bei seinen Hunden begraben sein wollte, weil er die Menschen, diese ,meschante Rasse«, so gründlich verachtete - sieh, Freund, das ist mir mindestens ebensoviel wert wie Hohenfriedberg und Leuthen. Und die berühmte Torgauer Ansprache: ,Rackers, wollt ihr denn ewig leben« geht mir eigentlich noch über Torgau selbst.«
Distelkamp lächelte: »Das sind so Schmidtiana. Du warst immer fürs Anekdotische, fürs Genrehafte. Mir gilt in der Geschichte nur das Große, nicht das Kleine, das Nebensächliche.«
»Ja und nein, Distelkamp. Das Nebensächliche, soviel ist richtig, gilt nichts, wenn es bloß nebensächlich ist, wenn nichts drin steckt. Steckt aber was drin, dann ist es die Hauptsache; denn es gibt einem dann immer das eigentlich Menschliche.«
Schmidt-Fontane trifft den Kern der Sache. Welche Hilfe Anekdoten, in denen etwas steckt, dem Geschichtsschreiber bieten, hat bereits der alte Herodot geahnt. Von ihm sagt Emerson: »Weil sein Werk unschätzbare Anekdoten enthält, ist es bei Gelehrten in Mißachtung geraten; aber heutzutage, da wir erkannt haben, daß das Denkwürdigste an der Geschichte ein paar Anekdoten sind, und wir · uns nicht mehr beunruhigen, wenn etwas nicht langweilig ist, gewinnt Herodot wieder neuen Kredit.« Auch Nietzsche meint: »Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben«, das heißt aus Anekdoten, welche die Eigentümlichkeit ihres ursprünglichen Formers kennzeichnen, nicht nachträglich erfunden oder angepaßt wurden.
Solche Anekdoten finden sich in den rund 300 Selbstbiographien deutscher Bühnenkünstler und Theaterdirektoren, die zu lesen mir Vergnügen machte. Da aber geteilte Freude doppelte Freude ist, habe ich für Liebhaber solcher Dinge die besten Rosinen aus dem großen Memoirenkuchen herausgelesen.
Und was lernen wir alles kennen! Vor allem die ,,Schmiere« mit ihren Leiden und Freuden, durch welche Bühnengrößen wie Emil Höfer, Lewinsky, Wohlmut gehen mußten; Theaterdirektoren wie Goethe, Holtei, Laube, Wilbrandt; dichtende Schauspieler wie Anzengruber, Nestroy, Raimund, Wedekind. Wir lächeln über die Eitelkeit, Zerstreutheit, Aufschneiderei und ,,Schwimmerei« bedeutender Künstler; schmunzeln über den Aberglauben eines Gabillon, Laube, C. Sontag; freuen uns an den übermütigen Streichen eines Beckmann, Dreher, Julius Koch, bewundern den Herzog von Meiningen, Richard Wagners als Regisseure; ergötzen uns an ungewollten komischen Situationen, die das Lampenfieber, der Souffleur und allerlei Zufälligkeiten herbeiführen; bewundern schlagfertige Jmprovisationen in kritischen Augenblicken und nehmen gespannt Anteil, wenn Ferdinand Lang und König Ludwig l., Kainz und Ludwig Il., Baumann, Sophie Schröder und Kaiser Franz, Girardi und Kaiser Franz Joseph, Junkermann und Kaiser Wilhelm l., Dreher und Bismarck sich begegnen.
Zum Schluß gibt es noch eine Nachspeise: ausgewählte Kostproben aus der Theaterzensur.
Die Fundstellen sind getreulich verzeichnet; leider gelang es trotz der dankenswerten Mithilfe des Theatermuseums in München nicht immer, die biographischen Angaben lückenlos beizubringen.
Elbach
Eduard Stemplinger.
Artikeldetails
157083
1 Artikel