Wasserzieher, Ernst,  
Leben und Weben der Sprache. 8., verbesserte Auflage, (22. - 26. Tausend). Bonn, Hannover, Hamburg, Kiel, München : Dümml, 1964. 271 Seiten mit Register. Leinen mit Schutzumschlag. 189 x 128 mm. 311 g
* Durchgesehen von Werner Betz.  
Bestell-Nr.158417
Wasserzieher | 
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Linguistik
VORWORT ZUR ACHTEN AUFLAGE 
In Art und Stil sind Wasserziehers Betrachtungen vielfach — wie auch ihr Titel — altmodisch. So zeichnen sie sich auch häufig durch jene Vorzüge des Altmodischen aus: des Einfachen, Einführenden, Grundlegenden, die zu weiterer fruchtbarer Betrachtung hinführen können. Auch in jenem anderen Sinne des Altmodischen als des historisch Distanzierten haben diese Betrachtungen ihren eigenen Reiz. Mögen sie darum in beiden und vielleicht auch anderen Weisen weiter anregend wirken. 
München, im Juli 1964 
Werner Betz 
ZUR EINFÜHRUNG 
Dieses Buch soll eine lebendige Veranschaulichung wenigstens eines Teiles des ungeheuren Stoffes versuchen, der sich in gedrängter Kürze im Wörterbuch 
Woher? zusammengetragen und verarbeitet findet. Was dort ohne jeden schmückenden Zusatz auf engstem Raum niedergelegt ist, wird hier ausführlicher vorgetragen und der Leser dadurch zur häufigen Benutzung des Wörterbuches angeregt. Er wird zugleich angeleitet, wie man in dem trocken scheinenden Text des Wörterbuches zwischen den Zeilen zu lesen hat, wie sich dann das Ganze belebt und erweitert und wie die Andeutungen, die dort nur gegeben werden konnten, Fleisch und Blut gewinnen. Man kann darum „Leben und Weben" auch als Lesebuch bezeichnen, während „Woher?" ein Nachschlagebuch ist. Ich wende mich mit beiden Büchern an alle, die Sinn haben für das wunderbare, oft scheinbar unbegreifliche Werden und Wachsen unsrer Muttersprache, und ich hoffe, daß durch die bunte Mannigfaltigkeit des Gebotenen der Goethespruch sich bewahrheiten möge : Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Sollte irgendein Leser finden, daß kein System in dem Buche sei, so hat er mit diesem Urteil den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist wirklich kein System darin. Dadurch will sich ',Leben und Weben" gerade von andern Büchern unterscheiden, die ähnliche Stoffe behandeln. Es kann nicht in jedem Aufsatz alles besprochen werden, es kann sich immer nur um Bruchstücke handeln. Aber auch bei diesen kann der Stoff nicht immer erschöpft werden; oft müssen Anregungen genügen, die in anderen Aufsätzen weiter gesponnen werden. Niemals aber ist ein Kapitel von dem andern in dem Sinne abhängig, daß es ohne Kenntnis desselben unverständlich wäre. Andrerseits wieder kann dasselbe Wort, dieselbe Wendung, derselbe Eigenname in mehreren Aufsätzen vorkommen, hier in diesem, dort in jenem Zusammenhang, hier von dieser, dort von einer anderen Seite betrachtet. —Eindringliche Beschäftigung mit der Muttersprache lehrt jeden Deutschen erkennen, was er an ihr hat. Hofmannsthal schrieb im Vorwort zu „Wert und Ehre deutscher Sprache": „Der Augenblick ist ihr nichts. Aber das Dahingegangene zu vergegenwärtigen, das ist ihre wahre Aufgabe. Das was nicht mehr ist, das was noch nicht ist, das was sein könnte aber vor allem das, was niemals war, das schlechthin Unmögliche und darum über Alles Wirkliche, dies auszusprechen, ist ihre Sache. Sie ist das uns gegebene Werkzeug, aus dem Schein zu der Wirklichkeit zu gelangen, und indem er spricht, bekennt der Mensch sich als das Wesen, das nicht zu vergessen vermag Hier aber in der Sprache spricht uns ein Wirkliches an, durchdringt uns bis ins Mark: die Urkraft, daran wir Teil haben." 
INHALTSVERZEICHNIS 
Vorwort 
Zur Einführung 5 
Warum verändert sich die Sprache? 9 
Erbwörter und Lehnwörter in unserer Muttersprache 20 
Die Poesie der Sprache 33 
Die Logik in der Sprache 40 
Die Mode in der Sprache 48 
Plattdeutsches im Hochdeutschen 55 
Altes und Neues zur Volksetymologie 63 
Gedankengänge 84 
Was ist sprachliche Bildung? 88 
Ableitung und Wortbildung im Deutschen 96 
Lebensläufe 101 
Doppelgänger 106 
Eigennamen als Gattungsnamen 112 
Grundbedeutungen. 125 
Kanzleisprache 135 
Was können uns Ortsnamen über die Entwicklung unserer 
Kultur lehren ? 145 
Goethes Sprache und die Bibel 155 
Wie Wörter wandern 160 
Die Feder 167 
Müller und Schulze 175 
Bilder 181 
Verschollene Wörter 186 
Waldorte und Waldländer 191 
Flußnamen 199 
Was heißt deutsch? 205 
Gelungene Verdeutschungen 206 
Sind Übersetzungen möglich? 214 
Ding und Sache 220 
Zahlen 224 
Kirche und Kapelle 250 
Brunnen und Born 237 
Neustadt 240 
Polis 245 
Er weiß, wo Barthel den Most holt 246 
Himmelsrichtungen 250 
Warum schreiben wir keine Akzente? 256 
Wörterbuch des Abendländischen? 260 
Wörterverzeichnis 264