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Traven .:. Land des Fruehlings
159854
Traven, B.,Land des Frühlings. Zürich 1950.
Vorübergehend geschlossen
13.-28. November 2024
Beschreibung
Traven, B.,
Land des Frühlings. Zürich: Büchergilde Gutenberg, 1950. 344 Seiten mit Abbildungen. Leinen mit Farbkopfschnitt. Grossoktav. 238 x 168 mm. 810 g
Bestell-Nr.159854
Traven | Deutsche Literatur | Mexiko | Chiapas | Lateinamerika
ERSTES KAPITEL
Chiapas ist unter den dreißig Staaten der „Vereinigten Staaten von Mexiko" der Staat, der am weitesten nach Süden liegt. In mehrfacher Hinsicht stellt er ein verkleinertes Bild des ganzen Landes Mexiko dar. Hier findet man alle geographischen Eigenheiten Mexikos, alle verschiedenen Klimate Mexikos, alle verschiedenen Rassen Mexikos und auch alle verschiedenen Kultur- und Zivilisationsperioden dieses Landes vereinigt. Nirgendwo sonst in Mexiko lassen sich die vielen schwierigen Aufgaben, die das mexikanische Volk heute zu lösen sucht, so vortrefflich an der Quelle studieren wir hier in Chiapas.
Die gewaltigen Ruinen von Palenque, mit ihren grandiosen Überresten von Palästen und Tempeln, die Ruinen anderer untergegangener, verlassener oder vergessener uralter indianischer Städte bei Tonala, bei Ocosingo und an vielen andern Plätzen sind ein Beweis dafür, daß in Chiapas einstmals eine hochentwickelte Kultur bestand, die keinen Einfluß von Asien oder Europa aufweist, und die völlig auf eigner Erde gewachsen war. Was in den Dschungeln und Urwäldern von Chiapas, unter dem überwucherten Schutt von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Bergrutschen noch der Entdeckung wartet, kann vielleicht eines Tages zu der Erkenntnis führen, daß in Chiapas die Anfänge menschlicher Zivilisation und Kultur gesucht werden müssen.
In seinen Tälern und Niederungen hat der Staat durchaus tropisches Klima. Auf dem Hochlande der Sierra Madre, die in zwei Armen von Westen nach Osten und von Westen nach Südosten den ganzen Staat durchzieht, ist das Klima ähnlich dem Spätfrühling in Mitteleuropa, ziemlich beständig das ganze Jahr hindurch. Es gibt auf der Erde keine Pflanze, keine Frucht und auch kein Tier, die nicht in einem Teil des Staates ebensogut gedeihen wie in ihrer Urheimat. Auf den Hochebenen werden Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln gebaut; im Mittelland Zuckerrohr, Wein, Orangen, Zitronen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Nüsse, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche; im tropischen Tiefland Kaffee, Kakao, Gummi, Bananen, Ananas, Kokosnüsse, Baumwolle. In seiner Erde birgt der Staat Edelsteine, Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Schwefel, Kohle, Erdöl. […]
Land des Frühlings. Zürich: Büchergilde Gutenberg, 1950. 344 Seiten mit Abbildungen. Leinen mit Farbkopfschnitt. Grossoktav. 238 x 168 mm. 810 g
Bestell-Nr.159854
Traven | Deutsche Literatur | Mexiko | Chiapas | Lateinamerika
ERSTES KAPITEL
Chiapas ist unter den dreißig Staaten der „Vereinigten Staaten von Mexiko" der Staat, der am weitesten nach Süden liegt. In mehrfacher Hinsicht stellt er ein verkleinertes Bild des ganzen Landes Mexiko dar. Hier findet man alle geographischen Eigenheiten Mexikos, alle verschiedenen Klimate Mexikos, alle verschiedenen Rassen Mexikos und auch alle verschiedenen Kultur- und Zivilisationsperioden dieses Landes vereinigt. Nirgendwo sonst in Mexiko lassen sich die vielen schwierigen Aufgaben, die das mexikanische Volk heute zu lösen sucht, so vortrefflich an der Quelle studieren wir hier in Chiapas.
Die gewaltigen Ruinen von Palenque, mit ihren grandiosen Überresten von Palästen und Tempeln, die Ruinen anderer untergegangener, verlassener oder vergessener uralter indianischer Städte bei Tonala, bei Ocosingo und an vielen andern Plätzen sind ein Beweis dafür, daß in Chiapas einstmals eine hochentwickelte Kultur bestand, die keinen Einfluß von Asien oder Europa aufweist, und die völlig auf eigner Erde gewachsen war. Was in den Dschungeln und Urwäldern von Chiapas, unter dem überwucherten Schutt von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Bergrutschen noch der Entdeckung wartet, kann vielleicht eines Tages zu der Erkenntnis führen, daß in Chiapas die Anfänge menschlicher Zivilisation und Kultur gesucht werden müssen.
In seinen Tälern und Niederungen hat der Staat durchaus tropisches Klima. Auf dem Hochlande der Sierra Madre, die in zwei Armen von Westen nach Osten und von Westen nach Südosten den ganzen Staat durchzieht, ist das Klima ähnlich dem Spätfrühling in Mitteleuropa, ziemlich beständig das ganze Jahr hindurch. Es gibt auf der Erde keine Pflanze, keine Frucht und auch kein Tier, die nicht in einem Teil des Staates ebensogut gedeihen wie in ihrer Urheimat. Auf den Hochebenen werden Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln gebaut; im Mittelland Zuckerrohr, Wein, Orangen, Zitronen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Nüsse, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche; im tropischen Tiefland Kaffee, Kakao, Gummi, Bananen, Ananas, Kokosnüsse, Baumwolle. In seiner Erde birgt der Staat Edelsteine, Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Schwefel, Kohle, Erdöl. […]
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