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Cattani .:. Ist Demokratie heilbar?

156969
Cattani, Paul, Ist Demokratie heilbar? Politische Gedanken zur heutigen Schweiz. Wil 1939.
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13.-28. November 2024

Beschreibung
Cattani, Paul,
Ist Demokratie heilbar? Politische Gedanken zur heutigen Schweiz. Wil: Verlag der "Landeszeitung", 1939. 109 Seiten. Broschur. 188 g

Bestell-Nr.156969
Cattani | Politik | Helvetica | Schweiz | Demokratie

InhaltsVerzeichnis
I. Drei Gründe 7
2. Ist Demokratie heilbar? 8
3. Wo sitzt die Krankheit? 10
4. Hypertrophie des Staates 16
5. Reglementitis 25
6. Elephantiasis der Parteien 30
7. Format urvenügend! 36
8. Der asthenische Bundesrat 43
9. Der Regenschirm 47
10. Seelenblindheit 54
11. Platzangst 59
12. Die kranke Schnecke 61
13. Diagnose 67
14. Verbinden, nicht trennen! 69
15. Die Leistung an die Spitze 74
16. Männer 80
17. Los vom Staat 86
18. Arbeitsfähiges Parlament 95
19. Auflockerung der Parteien 100
20. Jugend und Staat 103
21. Autorität und Freiheit 105
Drei Gründe . .
haben mich veranlaßt, zu politischen Fragen Stellung zu nehmen. Erstens greift unsere Zeit mit ihren Umwälzungen auf allen Gebieten auch dem stillen Bürger an die Nieren. Besonders wenn er findet, durch die eidgenössische Politik der letzten Jahre sei die alte gesunde schweizerische Staatsidee gefälscht und gefährdet worden, so hat er die Pflicht, das laut und deutlich zu sagen.
Ganz anders als in früheren Zeiten spürt heute ein jeder die Macht und oft auch die Willkür des Staates. Heute regiert und reglementiert der Staat fast alle Lebenssphären. Da soll auch jeder seine Meinung dazu sagen. Das ist der zweite Grund.
Drittens hören wir in der Politik zu ausschließlich die vorlaute Stimme berufsmässiger Politiker, die fast alle an Parteien oder Verbände gekettet sind. Es scheint darum wichtig, daß auch jene sich äußern, die keiner Partei angehören und keinerlei politische Karriere vor oder hinter sich haben.
Hier spricht also der einfache Schweizerbürger seine Gedanken aus, die er sich in Feierabendstunden über den Staat gemacht hat. Kein politischer Händedruck hat ihn dazu ermuntert, keine wertvolle Beziehung hat ihn gehemmt. Frisch von der Leber weg sage ich, wie mir die schweizerische Politik ohne Parteibrille erscheint.
Das amerikanische Geschäftsleben kennt den sogenannten Outside observer, den außenstehenden Beobachter. Als ganz unvoreingenommene Stelle wird er beauftragt, Mängel in Organisation oder Betrieb aufzudecken, für die der mitten drinn Stehende blind geworden ist.
Auch für Staat und Politik mag die Meinung eines außenstehenden Beobachters nicht wertlos sein.
Red. Samuel Hess, Comenius-Antiquariat.

Ist Demokratie heilbar?
Die Frage, ob der Zustand eines Menschen heilbar sei, setzt die Annahme seiner Erkrankung voraus und die genaue Kenntnis, wo das Uebel sitzt.
In den Reden Mussolinis und Hitlers werden wir in höchst geringschätzigem Tone belehrt, daß die Demokratie als Staatsform heute veraltet, lebensuntüchtig und todesreif sei. Sie habe nur noch auf den Gnadenstoß der Diktaturen zu warten, um einer überwundenen Epoche anzugehören. In seltsamem geistigen Salto mortale rühmen sie dann aber ihre Einrichtungen mit dem ungeheuerlichen Humbug der »freien und geheimen Volksabstimmung«, der gänzlich geknebelten Presse, der staatlichen Gleichschaltung von Kunst und Wissenschaft, der völligen Unterjochung der freien Wirtschaft unter den Staat als »reinste Demokratie«.
Irgendwo blitzt da also wieder eine geheime Hochachtung vor der eben verlästerten Staatsform durch.
Da jeder seinen eigenen Laden rühmt, wäre das Urteil der Diktatoren nicht sonderlich ernst zu nehmen. Es ist auch nicht einmal gefährlich, daß selbst bei uns einige Leute in seltsamer Farbenblindheit sich durch die Raschheit, die äußeren Kraftparaden und die scheinbare Einheitlichkeit des Willens imponieren lassen, weil sie die Hintergründe offenbar nicht zu sehen vermögen.
Die geistigen Rauchschwaden, die über die Grenze kommen, können sicher nur schwachsichtigen Augen das Licht verdecken.
Sehr viel besorgter muß die Tatsache stimmen, daß auch gut demokratisch gesinnte Bürger gewisse Schwäche- und Krankheitserscheinungen der demokratischen Staaten erkennen und darüber in Besorgnis geraten. Es ist nicht die Schadenfreude des Nazi, der sich an solchem Schauspiel mächtig ergötzt. Es ist die Sorge des liebenden Kindes, wenn die Mutter Zeichen von Schwäche und Verfall zeigt. Das ist es, was Bundesrichter Dr. Hans Huber mit den Worten meint: »Auch unbefangene Denker beginnen zu zweifeln, ob der demokratische Staat den Anforderungen gewachsen sei, die besonders in sozialer und wirtschaftspolitischer, aber auch in militärischer und anderer Hinsicht an ihn gestellt werden. Ist […]
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