Eberhard, Wolfram,
Lexikon chinesischer Symbole. Geheime Sinnbilder in Kunst und Literatur, Leben und Denken der Chinesen. 2., durchgesehene Auflage. Köln: Diederichs, 1985. 320 Seiten mit Abbildungen und Literaturverzeichnis. Leinen mit Schutzumschlag. 221 x 143 mm. 638 g
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Oestliche Philosophie
Daß Fledermäuse Glück bringen und der Hirsch ein Sinnbild nicht nur des Reichtums, sondern auch der Langlebigkeit ist; daß das Einhorn Kindersegen beschert und der Phönix tanzt, sobald in China ein großer Herrscher oder Weiser erscheint: Ostasiaten wissen das. Aber wir im Westen? Betrachten wir eine chinesische Tuschzeichnung, die Kiefer, Bambusstrauch und Pflaumenblüten zeigt. Eine Zeichnung nach der Natur, werden wir sagen, von der Stimmung her wunderbar erfaßt. Der Chinese lächelt dazu. Das sind »die drei Freunde im Winter«, erklärt er uns; sie sterben nicht, sondern sind beständig und blühen, bevor der Frühling beginnt.
Deuten wir auf ein anderes Bildarrangement, das zwei Zikaden und blühende Chryanthemen zeigt, dann verblüfft uns seine Erklärung noch mehr: »Das ist ein symbolischer Glückwunsch, er besagt: Mögest Du ein Beamter sein, der den höchsten Rang innehat«.
Ein Chinese freut sich, wenn der Adressat der Beschenkte, der Betrachter das geheime Bilderrätsel entschlüsselt. Er freut sich noch mehr, wenn der andere es nicht entdeckt Die Botschaft, die das Bild und die einzelnen Symbole darauf überbringt, erscheint verhüllt. So wie in China auch der menschliche Körper verhüllt wird. Alles Sexuelle ist in Symbole und raffinierteste Anspielungen gekleidet.
Wolfram Eberhards »Lexikon chinesischer Symbole« ist ein Dechiffrierwerk ersten Ranges und bisher einzigartig auf der ganzen Welt. 440 Symbole werden in ihren je nach KOnstellation gan7 verschiedenen Bedeutungen erklärt. Sie sind aus der Literatur und Kunst, aus den Lebensanschauungen und Gewohnheiten der Chinesen präzis und anschaulich entwickelt. Wichtige Grundbegriffe wie Astrologie, Geisterglaube, Geomantik, Medizin, Orakel, Seele, Tierkreis, Unsterbliche, Wandelzustände, Yin und yang werden hier im Zusammenhang mit dem chinesischen Denken behandelt,
Wir lernen die alten Jahresfeste kennen, Volksglauben, Bräuche und deren Wandel, die Harmonie der »Mitte««, eine auf genauester Naturbeobachtung aufbauende Kosmologie und die ungeheure Bedeutung der Zahlenmystik.
Es ist der Vorzug der Darstellung, daß sie auf jedes »Fachchinesisch« verzichtet und uns die fremden Phänomene und Zusammenhänge mühelos nahebringt.
Wolfram Eberhard (geb. 1909 in Potsdam) seit dreißig Jahren hoch angesehener Sinologe an der Universiiät Berkeley, hat sich bereits früh, als Schüler Ferdinand Lessings, mit der Symbolsprache der Chinesen beschäftigt. 1934-35 war er Lektor an der Peking National University, dann Leiter der Ostasiatischen Sammlungen des Museums für Völkerkunde, Leipzig; 1937 erhielt er eine Professur an der Universität Ankara, 1948 dann in Berkeley/Kalifomien. Prof. Eberhard ist nicht nur Sinologe von Rang, sondern auch Soziologe, dem es darum geht, die chinesischen Symbole in Tradition und gegenwärtigem gesellschaftlichem Umfeld zu erfassen.